23. Tag: Innsbruck - Linz

Wir haben nicht besonders gut geschlafen. Zu Gunsten von viel mehr Platz haben wir auf den Schlafwagen verzichtet und ein Privatabteil im Liegewagen genommen. Wie gesagt, viel mehr Platz aber fürchterlich unbequeme Betten. Es ist 8:00, als der nette Stewart unser kleines Frühstück bringt und wir schauen verschlafen aus dem Fenster.

Wir sind gerade in München und - wie wir nachrechnen - wir sind seit der Abfahrt immer noch eine halbe Stunde verspätet. Wir haben also noch viel Zeit! Vor 10:00 werden wir nicht ankommen. Aber alles ist besser als 7 Stunden Verspätung wie voriges Jahr! Das war der Tag, an dem ganze Regionen Deutschlands untergingen...

Als wir draußen schon Innsbruck erkennen können, winden wir uns in unsere Motorradsachen und packen unser bissl Zeug zusammen. Doch, halt! Wo fährt der Zug jetzt hin?! Diese Station kennen wir gar nicht! Wir gucken hilflos aus dem Fenster, als sich der Zug von Innsbruck wieder entfernt und nach Süden abbiegt.

Wir stehen in einem pittoresken Tal und schauen hinunter in eine malerisch-einsame Schlucht. Bitte, wo sind wir hier? Als uns die Wartezeit zu lang wird, finden wir den Zugbegleiter, der nachsichtig erklärt, dass wir hier in der Sillschlucht stehen. Wegen Gleisreparaturen in Innsbruck müssen wir eine andere Einfahrt in die Landeshauptstadt nehmen.

Wir verbreiten diese Nachricht an einige Motorradfahrer, die mangels Ortskenntnis noch verwirrter sind als wir. Trotz allem sind wir froh, als wir mit insgesamt 2,5 Stunden Verspätung um 10:50 endlich am richtigen Bahnsteig halten und wir die Motorräder von der Ladeplattform lenken. Ob wir jemals wieder mit diesem lästigen Autozug fahren werden? Immerhin sind es von hier noch über 400 km nach Hause...

Um 11:30 sind wir abfahrtsbereit! Die ersten 60 km reißen wir auf der A12-Inntalautobahn ab. Wir kennen keine schönere Alternative, wenn man durch das schmale Inntal in den Osten will. Erst in Wörgl biegen wir auf die B178 mit ihrer gewohnten Verkehrshölle. Wir schauen kaum links und rechts, denn uns macht die - durch den fehlenden Autozug Hamburg-Wien - erzwungene Fahrt keinen Spaß.

Hier ist hochtouristisches Gebiet und wir müssen mal raus aus dem Verkehr. In Söll bietet sich dazu die erste Gelegenheit! Wir lenken die braven Transalps auf den großen Parkplatz eines modernen Bistros am Straßenrand. Schau, da sind noch zwei Schattenplätze frei! Uns ist heiß geworden. Am 17. Juni ist in Österreich schon Hochsommer mit 33°C.

Hungrig mampfen wir Leberkäs- und Schnitzelsemmerl und dazu ausreichend Kaffee. Lecker! Das "Baguette" am Straßenrand von Söll ist eine Empfehlung! Das dürftige Zugsfrühstück ist längst vergessen und wir holen Nachschlag. Wir versuchen, die Pause etwas auszudehnen, auch wenn wir noch einiges an Strecke vor uns haben.

Als wir über Ellmau weiterfahren, erreicht der Verkehrsinfarkt seinen Höhepunkt. Hier treffen Touristen (Bergdoktor! Stanglwirt! Schloss Ellmau!) auf grantige Arbeitnehmer, die heute Freitag müde in den Feierabend fahren und auf Bauern, die mit ihren quälend langsamen Fuhrwerken ihrem nie enden wollenden Tagwerk nachgehen.

Leider hat unser traditioneller Pausenplatz "Waldstüberl" bei Waidring heute geschlossen! Hier gibt es die besten Bosna und Bratwürste weit und breit und zwischen den lässigen LKW-Fernfahrern immer lustige Stimmung. Wir verlangsamen nur kurz und fahren einfach weiter.

Erst kurz später halten wir an. Wir haben am Kniepass eine ganz hübsche Ausweiche am Straßenrand gefunden. Wir schwitzen und uns ist heiß. Hier hat sich die Saalach tief ins Tal hineingefressen und mit der Innersbachklamm eine pittoreske Schlucht gebildet. Aus Mangel an Getränken, die wir blöderweise vergessen haben einzukaufen, wird das nur ein kurzer Aufenthalt. Aber wir müssen kurz die verschwitzten Jacken ausziehen! Wir haben noch nicht mal Halbzeit auf unserer Strecke!

Über Schneizlreuth, Bad Reichenhall und Walserberg gehts es mit zwei unauffälligen Grenzübertritten übers Kleine Deutsche Eck bis Salzburg. Die schikanösen Blödheiten zwischen den Nachbarländern während der Corona-Pandemie, die für die Arbeitspendler aus dieser Region einen täglich Umweg von 100 km bedeuteten, sorgen bis heute für Verärgerung!

Die B178, die in hübschen Kurven durch den Wald führt, wechselt dabei mehrfach ihren Namen (B20/B21/B1), bis sie am Knoten "Salzburg West" die A1-Westautobahn erreicht. 

Wir haben für heute schon genug. Es gibts nichts Öderes als Autobahnfahrten mit dem Motorrad! Eine schnelle Tankpause bei Strass/Attergau und um Punkt 18:00 sitzen wir schon müde aber zufrieden bei einem leckeren Stück Kuchen in unserem kleinen Café ums Eck unserer Linzer Wohnung. Erst mal ankommen.

Es hat immer noch 31°C, als wir kurz später die Transalps auf unseren Parkplatz wuchten. Wir sind zu Hause! Und weil nichts anderes vorrätig ist, rühren wir jetzt das letzte Travellunch der Motorradreise an. Wir haben sogar noch ein Mousse et Chocolat, das wir uns jetzt teilen!

Wir sitzen lange am Balkon und lassen diesen Tag Revue passieren. Passt uns der Autozug noch? Ob wir ein Fazit über die Finnlandreise schreiben können? Schaffen wir das? Oder war dieses Land zu vielfältig, um die Eindrücke in ein paar dürre Sätze zu pressen?

Wir werden sehen!

Tageskilometer: 290 km

Eine unfreiwillige Fahrt

autoreisezug

Grüß euch!
Ich hab jetzt ein bisserl bei euch mitgelesen ...
Mein in Wien lebender Bruder ist heuer mit einem Autoreisezug Von Wien nach Split gefahren (Nachtzug) und ich bin mit Freunden vor etlichen Jahren von Wien nach Rom gefahren (Nachtzug), ob es den noch gibt weiß ich allerdings nicht.
Leider bin ich krankheitshalber momentan nicht in der Lage Reisen zu planen ...
Alt werden ist nicht einfach! Aber meine Eisen gehören doch bewegt! Naja, mal sehen.
Euch die besten Gryße und immer ausreichend Grip gewunschen
vom Wolf aus Salzburg

Fazit

Wir haben eure Reise verfolgt und hoffen auf ein Fazit. Zeitgleich haben wir Svenja in Norwegen verfolgt. Norwegen scheint uns interessanter zu sein. Deshalb ist euer Fazit nicht irrelevant für uns, zumal wir 2021 auf dem weg nach Norwegen waren und umplanen mussten.
Waren interessante Stunden mit euch, viele Grüße von den
Gnutzel´s Melanie und Olaf

Antw.:Fazit

Danke fürs Mitlesen! Nun, Norwegen ist natürlich dramatischer, spektakulärer und aufregender als Finnland. Aber wir möchten diese Reise in dieses für uns äußerst fremde Land nicht missen.
Seit ihr 2021 am Weg nach NOR auch an "Corona" gescheitert? Was für ein ärgerliches Jahr...
Ganz liebe Grüße,
Geli und Didi

PS.: Unter "Kurz mal weg" erzählen wir von unserer 2. Reise 2022 in den Norden. War auch speziell!

Fazit

Doch, bitte schreibt ein Fazit! Ihr müsst es ja nicht in ein paar dürre Sätze pressen. :-) Ich freue mich immer, wenn ich etwas von Euch oder Svenja zu lesen bekomme. Und Finnland ist für mich eine Option, weil es meiner Dame dort sehr gefallen hat. Sie mag beim Fahren keine Berge...

Ihr macht fast den Eindruck, als seid Ihr ein bisschen reisemüde. Letztes Jahr um diese Zeit liefen die Planungen für Finnland ja längst auf Hochtouren. Wo geht es denn dieses Jahr hin?

Der Autoreisezug mit der relativ langen Anreise ist natürlich nicht mehr so attraktiv. Früher gab es hier eine Verbindung von Hildesheim nach Süden. Jetzt müsste ich aus dem Raum Hannover nach Hamburg fahren. Das ist mir zu umständlich und zu teuer. Deshalb reise ich für südliche Gebiete mit Anhänger an, evtl. mit 1 Übernachtung. Großbritannien, Skandinavien, Baltikum bzw. die Fähren dahin lassen sich von uns aus ja einfach innerhalb eines halben Tages mit dem Moped erreichen.

Antw.:Fazit

Hej Gunter, danke fürs gerne Lesen und deine Motivation!
Wir sind noch am Nachdenken, wie so ein Fazit klingen könnte. Finnland ist wirklich ... so unerwartet anders. ;-)

Reisemüde?! Ach nööö! Wir haben schon einen fertigen Plan für 2023 in der Lade und feilen bereits an den Details. Frankreich! Der Süden!

Aber dazwischen gibts noch 2 neue Transalps, neue Gepäckslösungen, alles neu. Das ist spannender als alles andere, oder? Wir kaufen ja nur alle 17 Jahre neue Motorräder. :-)

Der fehlende Autozug quält uns. (Und in den Süden fährt auch nichts mehr ab Wien!) Wir überlegen ständig, wie wir da nun tun sollen, ohne jedes Mal zuviele Urlaubstage zu verbraten.... Bis Hamburg sinds von uns 980 km, zum Autozug auch schon 480. Das zahlt sich doch nimma aus!

Autozug

Moin, Moin,
danke noch für diese Impressionen mit dem Autozug. Ich denke, ich muss das nicht haben, besonders, wenn ich mich dann noch über unbequeme Straßen quälen muss. Dann lieber ein oder zwei Reisetage einbüßen und auf Achse über schöne Straßen anfahren ;) meine Meinung!
Liebe Grüße

Antw.:Autozug

Ach, wir haben jedes Jahr erneut diese Überlegung. Aber noch sind uns notfalls 2-3 Reisetage (pro Richtung!) zu wertvoll, um sie in einem Land zu verbringen, das wir gar nicht bereisen wollen. :-)

Aber ja! Wir sind auch ein paar Mal "Wien-Calais-Wien" gefahren, nur war das halt schon eine ganze Woche wertvoller Urlaub.

Wie gesagt: Jedes Jahr die gleichen Überlegungen...

LG Geli + Didi

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zuletzt aktualisiert am 22.3.2024