1./2. Tag: Wien - Linz - Innsbruck

"Na gottseidank! Was für ein Glück!" Ein Freudenschrei entfährt Angelika, als sie am 25. Juni in Linz verschlafen die Vorhänge auf die Seite zieht und auf den trübgrauen Himmel blickt: Nebelverhangene 18°C. Perfekt!

Was war passiert? Gestern fuhren wir die erste kleine Etappe von Wien nach Linz zum Zweitwohnsitz und es war einfach brutal heiß! Wien hatten wir bei 39°C verlassen. Eine Temperatur, bei der die Hitze schon weh tut! Mit unfassbar vielen Trinkpausen haben wir unsere wöchentliche Heimstrecke über die A1 "Westautbahn" bis Melk und dann über die B3 die Donau entlang hinter uns gebracht. Als wir am späten Nachmittag hechelnd nach kühler Luft bei Sarmingstein am Donauufer - unserem "Lieblingsplatzerl" - eine längere Pause machten, erkannten wir die dunkelschwarze Wolkenwand in Fahrtrichtung.

Regenkombi? Nein, nicht bei dieser Hitze! Nun, es wäre keine schlechte Idee gewesen, denn nur 40 km später schlingerten wir am Stadtrand von Linz im Starkregen über eine dicke Eisschicht, die uns das Hagelunwetter hinterlassen hatte und kurvten vorsichtig um abgerissene Äste, die in Armesdicke auf der Straße herumkugelten. Wir waren ziemlich erledigt und völlig durchnässt, als wir nach 180 km um 17.30 Uhr unsere Wohnung erreichten. Immerhin hatte es um 25°C weniger als in Wien...

Das regengraue kühl-angenehme Wetter passt uns heute ganz hervorragend. Wir müssen nach Innsbruck zum Autoreisezug! Das liegt nicht ums Eck, deshalb fahren wir nach einem schnellen Kaffee um 10.00 Uhr rasch los. Didi windet sich präventiv in die neue Regenkombi, er vertraut dem noch trockenen Himmel nicht.

Wir wissen nicht, ob es an der deutschen Grenze zeitaufwändige Formalitäten gibt (man weiß ja nicht, manchmal ist es die Flüchtlingswelle von 2015, manchmal die Pandemie von 2020... die Bayern nehmen ihre Grenze ernst!), deshalb düsen wir ohne Verzögerung über die A1 bis Salzburg. Nach etwa 100 km besorgen wir uns dennoch ein kleines Frühstück bei der Tankstelle in Kasern. Wurstsemmerl mampfend stellen wir fest, wie anders es sich anfühlt, eine Strecke fahren zu müssen oder zu wollen.

Wir vermissen den Autozug von Wien nach Hamburg schmerzlich! Bisher waren es nur 7 km bis Hamburg, diesmal werden es etwa 470 km sein und es wird uns ingesamt zwei Urlaubstage kosten. Ja, die ÖBB nimmt auf der Strecke Wien-Hamburg 2021 keine Fahrzeuge mit und wir hassen die Bahn dafür ausgiebig!

Unsere Covid-Impfzertifikate und -pässe liegen im Tankrucksack zuoberst, als wir bei Salzburg-West die Autobahn verlassen und über die kleine Landesstraße zum Grenzübergang nach Bad Reichenhall kurven. Es herrscht wenig Verkehr an diesem Freitag Mittag und die Grenze ist verwaist und unbesetzt. Langsam rollen wir über den Walserberg unbeobachtet nach Deutschland. Das wars? Wir grinsen uns an und geben Gas.

Die 20 km über das "Kleine deutsche Eck" sind immer wieder schön zu fahren! Durch dichten Wald und an pittoresken Wirtshäusern vorbei schlängelt sich die kurvenreiche Straße die Saalach entlang. Auf dieser wohlbekannten Strecke versuchen wir, die kleinen Dinge zu schätzen und deshalb freuen wir uns über die traute Familie Schwan, die mit zahlreichem Nachwuchs über den Saalachsee schippert. Was für eine Idylle!

Die Berge um uns werden immer höher, als wir 20 km später die einsame Grenze zurück nach Österreich überschreiten. Auch hier ist keine Menschenseele im Dienst. Nun gut, wir packen die Corona-Impfnachweise wieder wasserdicht ein und freuen uns über die umkomplizierte Art zu reisen! Fast wie früher! Also 2019. Nur noch ein paar Kilometer und wir sind in Tirol!

Nun wird der Verkehr erheblich mehr und Richtung Wörgl zuckeln wir entnervt hinter zahlreichen Autos und Landmaschinen. Die einen haben Feierabend und die anderen beginnen mit der Feldarbeit. An der B178, die durch dichtbesiedeltes Gebiet führt, ist viel los! Der Stanglwirt für VIPs aller Art, das Bergdoktorhaus, Schloss Ellmau - diese Region kennen viele Touristen und dementsprechend stauen sich hier Kurzurlauber ins Wochenende.

Wir sind seit der Grenze 60 km unterwegs und die Sonne ist längst herausgekommen, als bei Hopfgarten ein prächtiges Wirtshaus am Straßenrand unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Wir werfen Anker und paddeln die Transalps auf den weitläufigen Parkplatz einer Pizzeria. Kaffeepause! Die Bedienung ist äußerst nett und der warme Topfenstrudel mit Vanillesauce einfach lecker! Wir haben noch viel Zeit bis zum Verladen am Autozug und so verbummeln wir einige Zeit im hübschen Gastgarten. Warm ist es geworden, schon 27°C.

Irgendwann gibt es nichts mehr zu tun und wir schwingen uns auf die Transalps und auf die A12 "Inntalautobahn". Oh, wir mögen diese Strecke nicht! Nahezu geradeaus geht es durchs Inntal gen Westen mit massig Transitverkehr zwischen schweren Trucks aus aller Herren Länder. Dazu durchgängig die Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h. Das macht keinen Spass! Um 15.30 Uhr tuckern wir zur Verladerampe am Innsbrucker Hauptbahnhof. Wir sind natürlich lächerlich zu früh dran!

Die Transalps stehen seit 3,5 Stunden an erster Stelle der Wartespur, wir haben gegessen, gedöst, etwas Jause für die Zugfahrt gekauft und uns gelangweilt. Nur 3-4 andere Motorräder warten auf die Verladung und ein paar Dänen wollen mit brüllenden Motoren aufgetunter Sportwägen in ihre Heimat zurück.

Es regnet seit einer Stunde beständig, als es plötzlich losgeht! Das Einfahren in den Waggon ist jedes Mal wieder ein Abenteuer! Nur 1,55 m über unseren Köpfen drohen Stahltraversen mit totaler Vernichtung, während man gesenkten Hauptes am Standgas den viel zu langen Waggon entlang paddelt, den unregelmäßigen Krach nasser Reifen auf beweglichen Bodenstahlplatten ignoriert und sich dann wie ein Mehlsack würdelos vom Motorrad fallen lässt. Aber wir haben bereits Übung darin! Auf jeden Fall viel mehr Übung als der Verladetyp, der mit brutal-herzlosem Griff Angelikas Transalp festzurrt und - unter Didis gestrengem Blick - einfach den Sturzbügel abreisst.

Um Himmels willen! Wie doof kann man sein! Wissen die nicht, wo man Motorräder festlascht und wo nicht?! So wie wir uns vier Stunden gelangweilt haben, so stressig wird es jetzt. Der Arbeiter lehnt seine Verantwortung frech ab und nur unsere offene Drohung, es richtig eskalieren zu lassen ("Nein, Hamburg ist bei einem Innsbrucker Schaden sicher nicht verantwortlich!!"), bewegt die unwilligen Bahnarbeiter, ein Schadensformular rauszurücken und für die Versicherung zu unterschreiben.

Nach diesem Ärger rennen wir den Zug entlang zu unserem Abteil. Schnell, um 20.45 geht es los! Erschöpft und verschwitzt sinken wir in die Pölster unseres Privatabteils. Nun, aller Stress war umsonst, es dauert letztendlich bis 21.30 Uhr, bis wir endlich Innsbruck verlassen.

Wir schauen uns an. Das war kein leichter Urlaubsbeginn. Das Wetter, Angelikas OP von vorgestern, Beschädigung der Transalp am ersten Tag...

Aber wir haben Brötchen, Kekse und Rotwein und wir lassen uns die Laune sicher nicht vermiesen! Morgen sind wir - wir haben es schmerzlich vermisst - in Hamburg!

Tageskilometer: 470 km

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Der Start ist geschafft!

Viel Glück

puuuhh, na das ist ein chaotischer reisebeginn! ich wünsche euch viel glück und werde interessiert mitlesen!

liebe grüße
TinA

Antw.:Viel Glück

Hej!
Ja, es wurde dann doch noch angenehmer. Aber deswegen nicht ohne Herausforderungen... ;)
Geli

Fein.... es geht los :-)

Habe immer schon mal wieder geschaut, jetzt geht das ‚Mitfahren‘ endlich los. Freue mich.
Holperiger Start (Bügel, OP) - kann ja nur ein grandioser Urlaub folgen...

LG, Jay

Antw.:Fein.... es geht los :-)

Hi Jay!
Danke fürs Mitreisen! Ja, den Anfangsärgernissen folgte eine tolle Reise - mit ganz neuen Herausforderungen. ;-)

Grüßli
Geli

Autozug

Das würdelose Herabfallen vom Autozug ist so vertraut. Wenn ich da an die PKW-Lenker denke. Denen mutet man sowas alles nicht zu. Dabei sind Biker in der Regel viel älter. Also manche, nicht alle.

Die Sache mit dem abgerissenen Sturzbügel ist so ärgerlich, weil sie so vermeidbar war. Und dann die mangelnde Einsicht. NICHT ZU FASSEN!
Nun, dann ruht euch aus, schlaft so gut, wie man im rollenden Zug eben schlafen kann und freut euch auf Hamburg.
Lieben Gruß
Svenja

Antw.:Autozug

Ja das ist doch irre im Autozug! Sag, gewöhnt man sich wohl irgendwann dran? Mir geht es auch nach dem 10. Mal so, wenn ich auf den Waggon zuhalte und die Stahltraversen in Brusthöhe sehe, dann denk ich mir "Leute, das ist doch nicht euer Ernst!"
Und die Neugierigen, die vom Bahnsteig jedesmal zusehen, ob nicht doch was schiefgeht. Katastrophentouristen!

Danke fürs Mitfahren auf unserer kleinen Reise!

Kiss
Geli

OP????

Moin, Moin
Schön, dass es los geht! Bin schon so gespannt auf eure Eindrücke vom gammle Danmark:)
Aber was war da los? Angelika OP?? Du ahnst es nicht! Was macht ihr nur immer für Sachen!!
Hoffe ihr seid zur Zeit wohl auf!
Nordischen Gruß
Wibi

Antw.:OP????

Hi! :-)
Nun, wenige Tage vor der Abfahrt war da noch was notwendig, was dann die tägliche Wundversorgung während der Tour zur eigenen Herausforderung machte. :-))) Nun ist alles wieder gut.
S´a Pech!

Grüßli!

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zuletzt aktualisiert am 18.3.2024