Die Tour

1. Tag: Wien - Linz

Frühmorgens werden die Motos beladen und mittags geht es los! Wir haben es wegen dem trüben Wetter nicht eilig und ziehen außerdem die Regenkluft bereits zuhause an. Bei Nieseln und 20°C fahren wir über die A1-Westautobahn bis zur Abfahrt "Pöchlarn", um dann auf die wunderschöne B3 am linken Donauufer zu wechseln.

Eine erste Pause mit Kaffee und Mohnzelten machen wir wie immer bei der Jausenstation Ötscherblickstube in der Nähe von Marbach a.d. Donau. Es ist toll, am Donauufer zu sitzen und noch den ganzen Urlaub vor sich zu haben! Wir lassen das Regengewand lieber an, denn vom Westen her drohen finstere Wolken ...

Beim "Honda Grell" in Grein bekommt Dietmars Alp einen neuen Hinterreifen "Anakee 3", denn der schottische Asphalt wird den Gummi erfahrungsgemäß beanspruchen und beim letzten Mal blitzte bei Angelikas Reifen nach der Rückkehr schon das Metallgewebe durch den Gummi! Tja und kurz vor Linz legt Angelika im Starkregen ihre Alp unsanft auf die Seite, sie hat durch das verregnete Visier den Kanaldeckel in dieser Kurve übersehen.

Gottseidank ist nichts passiert und der zerbrochene rechte Seitenspiegel wird noch am selben Abend bei "Honda Magnum" in Traun gewechselt. (Wegen dieser großen Hilfsbereitschaft auch außerhalb der Geschäftszeit wird "Magnum" später unsere Stammwerkstätte, aber das liegt noch in der Zukunft.) Den Rest erledigt der Zweikomponentenkleber. Allerdings wird sie die nächsten paar Tage "Voltaren" auf einige schmerzende Stellen schmieren müssen...

Tageskilometer: 205 km

2. Tag: Linz - Ulm

Bei bewölkten 18°C brechen wir auf. Unfreundliches Wetter, schade! Über die A1-Westautobahn und die A25-Welser Autobahn gehts bis Haag am Hausruck. Dann cruisen wir die landschaftlich reizvollen B141 und B148 über Ried im Innkreis bis Braunau. Eine kurvenreiche und schöne Strecke aber es wird kälter!

In Altötting hat es nur mehr 15°C und bei einer Tankstelle gibts erst mal heiße Schokolade und belegte Brote zum Frühstück. Außerdem ziehen wir uns etwas wärmer an. Gut eingepackt erreichen wir auf der B12 und B94 München und endlich wird das Wetter schöner!

Angelika hat jetzt doch langsam Schmerzen, darum halten wir uns an die A8 und vermeiden irgendwelche Experimente. So erreichen wir ohne weitere Vorkommnisse um ca. 16:30 Ulm.

Nach dem Einchecken im herzlichen Privatquartier gibts erst mal eine heiße Dusche. Ah, das tut gut! Dann verschönern wir uns etwas und bummeln noch durch die Altstadt, wobei wir dem Ulmer Münster (sensationell hoch!) und dem historischen Fischerviertel ("Schiefes Haus!") besonders viel Zeit widmen. Ulm ist wunderschön und romantisch! Uns gefällt, dass dieser verschlungene Bach mitten durch die Altstadt fließt!

Abends essen wir großartige und saftige Burger im ziemlich studentischen QMuh an der Blau und stellen fest, dass wir über die deutschen Städte nicht viel wissen und dass wir unterschätzt haben, wie hübsch die sind...

Tageskilometer: 385 km

3. Tag: Ulm - Charleville-Mezieres

Es ist schon wieder düster bei 13°C, als wir nach einem Tankstellenfrühstück aufbrechen. Wir lieben das! Da fühlt man sich so weltgewandt und frei und außerdem schmeckt die heiße Automatenschokolade immer gut! Auf der E52 gehts dann nach Nordwesten und wir passieren Stuttgart.

Es scheint, als ob uns dann in Karlsruhe der Sommer eingeholt hätte, endlich sonnige 24°C! Wir lieben deutsche Autobahnen, sie haben im Gegensatz zu unseren keine öden Lärmschutzwände. Man hat gute Aussicht auf die Gegend, die so mittelschnell vorbeizieht!

Bei Landau in der Pfalz biegen wir nach links ab und nehmen die B10. Wunderschöne Weinberge und eine kurvenreiche Strecke bis Pirmasens, teilweise durch ein enges Tal! Leider auch ziemlich viel LKW-Verkehr... Wir brauchen dringend Sprit und denken, dass wir auf der Autobahn mehr Glück haben als hier.

Mit dieser Hoffnung wechseln wir auf die A8 und passieren Zweibrücken Richtung Saarlouis. 60 km keine Tankstelle, au weia! Bei einem leeren und ziemlich öden Rastplatz fragen wir einen LKW-Fahrer, der uns rät, nach Dillingen zu schauen und das machen wir.

Tatsächlich - dort können wir Benzin bunkern. Und ein McDonalds ist gleich gegenüber der Tankstelle, fein! Wir brauchen eine Pause, denn es ist nun ziemlich warm geworden.

Weiter gehts über Merzig und Schengen (ah, hier ist das!) bis Letzebuerg und wir bleiben bis Habay auf der E25. Wir wechseln auf die N87 und später die N83 durch Tintigny bis Florenville.

Eine interessante Strecke ist das durch die Ardennen aber der Asphalt ist eine Katastrophe! Zerbrochen, bröselig und kaputt ist diese Straße oder wir sind einfach schon ziemlich erschöpft ...

Über Messincourt und Sachy erreichen wir Sedan. Für eine Burgbesichtigung sind wir leider zu müde also cruisen wir entspannt weiter und sind kurze Zeit später in Charleville, wo wir nach dem Einchecken im Hotel am Place Ducale einen lauen Sommerabend verbringen und uns dann noch eine ziemlich gute Pizza (á 14.-) genehmigen.

Tageskilometer: 523 km

4. Tag: Charleville-Mezieres - Canterbury

Verdammt, Regen bei kühlen 17°C, als wir losfahren. Bis jetzt sind wir jeden Tag bei Regen gestartet! Deshalb machen wir uns es einfach und nehmen die E44 über Hirson bis La Capelle. Dort ist eine herzige und ziemlich französische Konditorei am rechten Straßenrand und dort frühstücken wir erst einmal fantastische Baguettes und Café au lait!

Bis Cambrai regnet es mal stärker und mal schwächer, die feuchte Straße und der schlechte Asphalt fordern unsere Konzentration...

Leider sehen wir im Nebel auch nicht viel von der wunderschönen Landschaft der Champagne! Bei Bethune hört es endlich zu regnen auf und die Sonne kommt heraus, allerdings begleitet von wilden Sturmböen, die uns auch bei Geradeausfahrt in spektakuläre Schräglage zwingen. Also entspanntes Fahren ist anders!

Egal, wir wollen eine bestimmte Fähre erreichen und geben Gas, bis wir um 14:30 in Calais ankommen. Die unzähligen Flüchtlinge, die hier am Straßenrand leben und wartend auf den Leitschienen hocken, sollten uns später noch intensiv beschäftigen. Aber das ahnen wir jetzt noch nicht...

Wir schaffen die Fähre und müssen nicht lange aufs Einchecken warten. Wir sind da schon sehr geübt und für so eine kurze Überfahrt gibt es auch keine besonderen Vorbereitungen. Vorsichtig ´reinfahren, Motos festzurren, schnell an Deck und einen Becher Kaffee schnappen und den besten Platz an der Reling sichern - für uns nur eine Aktion von wenigen Minuten!

Und schon geht es über den geschichtsträchtigen Ärmelkanal und wir sind etwa 1 Stunde später (Uhrzeit umstellen!) in Dover/England! Der erste Blick auf die White Cliffs ist jedes einzelne Mal wieder atemberaubend!

Jetzt wird es spannend! Nicht nur die für uns Festlandeuropäer ungewohnt strenge Einreisekontrolle inklusive Check des Reisepasses, sondern auch der Linksverkehr, der genau ab hier gilt! Doch Angelika, die in England Autofahren lernte, kann die alte Gewohnheit schnell abrufen und auch Didi findet sich sofort zurecht. Zumal der Verkehr aus dem Hafen von Dover üppig ist und kein Falschfahren zulässt.

Wir sind schnell aus dem Hafengebiet draußen und kurven übers flachhügelige Land. Alle paar Meter macht ein unübersehbares Schild auf den Linksverkehr aufmerksam. Ja, passt schon! Trotzdem ist der erste "verkehrt" zu fahrende Kreisverkehr eine lustige Herausforderung. Aber es fällt vor allem mit dem Motorrad leicht, sitzt man doch neutral in der Mitte seines Fahrzeugs...

Nach nur 25 km sind wir in Canterbury angekommen. Es ist genau 17:45 englische Zeit, als wir unsere Unterkunft erreichen. Ein winziges Zimmer und eine große Gemeinschaftsküche, aus der unüberhörbar der Radio brüllt. Musikbeschallung des gesamten Anwesens.

Wir hoffen auf spätere Ruhe und bummeln durch die Altstadt. Natürlich werfen wir auch einen Blick auf die außergewöhnliche Kathedrale mit seiner verschnörkelten Architektur. Mit über 1400 Jahren Geschichte ist Englands erste Kathedrale ein angemessenes Bauwerk für den wichtigsten Erzbischof des gesamten Empire! Es wurde noch zur Zeit der Wikinger gegründet.

Wir gönnen uns beim kleinen Platz vor der Kirche ein leckeres Thunfischsandwich und Angelikas picksüßen "Ribena"-Saft aus dem Packerl. Meine Güte, wie lange ist das her, dass dieses Gesöff ihr tägliches Grundnahrungsmittel war? Sogar die verpackten und immer aufgeweichten Dreieck-Sandwiches hatten damals noch nicht den Weg über den Ärmelkanal gefunden. Die waren bei uns gänzlich unbekannt!

Es ist warm geworden. Bei immer noch 20°C stiefeln wir in unsere unruhige Unterkunft zurück. Verdammt! Ein Hostel voller Partypeople! Wir hassen es aus Leibeskräften und beschließen, keine Jugendunterkünfte mehr zu buchen. Vor allem keine mit dermaßen dünnen Wänden. Wir brauchen dringend eine Mütze Schlaf, denn morgen wird ein sehr langer Fahrtag...

Tageskilometer: 310 km

5. Tag: Canterbury - Grange over Sands

Um 8:00 satteln wir die Pferde und es geht los. Nach der lärmenden Unterkunft sind wir ziemlich erledigt und schweigsam, als wir auf die A2 Richtung London auffahren. Mit blauem Himmel und 14°C kündigt sich ein schöner Tag an! Doch schon im Norden der Hauptstadt, die wir auf der klassischen M25 umfahren, wird es trübfinster und kalt. Bei Watford fahren wir schnell ab und zupfen einen langärmeligen Pullover aus dem Gepäck. Zur Sicherheit legen wir auch das Regenzeugs an, schon wegen der Kälte.

Vom heutigen Tag erwarten wir nichts Besonders. Wir wollen einfach England durchqueren und das am kürzesten Weg. Ab Nottingham nehmen wir daher die M6 und durchqueren bald Stock-on-Trent. So wie auch Manchester und Liverpool lässt die ehemalige Arbeiterstadt auf vergangenen Wohlstand und Reichtum schließen, der jedoch schon einige Zeit Geschichte ist...

Gegen Abend erreichen wir den legendären Lake Disctrict! Mit einigen kurzen Pausen, die gegen Ende immer häufiger werden, sind wir um 17:00 unsere Unterkunft in Grange over Sands. Wir beziehen unser hübsches Zimmer und dürfen unsere Transalps sogar hinterm Haus in den Schuppen stellen. Danke, das ist lieb!

Wir haben Hunger und starten sofort in die kleine Stadt, die ruhig und verlassen scheint. Ein spannender Ort! Grange liegt am Ufer von Englands größtem Watt und die weitläufige Bucht ist wegen dem enormen Tidenhub eine wild wuchernde Salzwiese. Hier weiden Schafherden, so weit das Auge reicht! Uns fallen die gelben Warnschilder auf, die alle paar Meter an der Uferpromenade stehen.

Man kann über das Watt auf die andere Seite fahren, das ist eine Abkürzung. Jedoch kommt das Meer schnell zurück und zwar so schnell, dass bis 1850 fast jede Familie hier Angehörige im Watt verloren hat, wenn die Pferdkutsche im Schlick steckengeblieben war. Ist das nicht furchtbar?!

Es wird heute noch empfohlen, die kleine Eisenbahn zu nehmen, die um die Bucht herum führt. Es gibt aber auch noch geführte (!) Wattwanderungen durch den Fließsand. Das ist tatsächlich eine dringende Empfehlung, sind doch vor kurzem erst 20 chinesische Muschelsucher hier vor der Küste ertrunken.

Grange over Sands ist dennoch ein zauberhaftes und altmodisch wirkendes viktorianisches Städtchen mit zahlreichen winzigen Vorgärten und Kaffeehäusern. Die meisten Einwohner sind in Pension und genießen hier ihre Ruhe.

Wir finden später noch einen kleinen Supermarkt, in dem Angelika eine richtig gute Salbe ersteht. Der Ausrutscher am 1. Tag schmerzt doch ziemlich an manchen Körperstellen. Klasse, dass man hier die besten Medikamente einfach im Supermarkt an der Kassa bekommt. Rezeptfrei und unbürokratisch!

Gegen den Hunger hilft der Besuch eines kleinen Selbstbedienungsladens und die großen Portionen von leckeren Fish-and-Chips. Dann sind wir aber rechtschaffen müde. Es war ein langer Tag und wir haben gestern nicht gut geschlafen. Gute Nacht, kleines Dorf am Watt!

Tageskilometer: 546 km

6. Tag: Grange over Sands - Stirling

Die Lady hat uns ein gutes Frühstück gemacht und um 9:30 sind wir bereit zur Abfahrt. Wir haben tief und fest geschlafen, denn es war eine lange Fahrt gestern. Angelika hat wieder eine dicke Schicht der neuen Wundersalbe aufgetragen, denn die Folgen des Ausrutschers am 1. Tag sind doch deutlich spürbar.

Es hat nur 12°C und es regnet. Wir winden uns mürrisch ins Regenzeugs, noch bevor wir die Transalps aus dem Schuppen holen. Danke für den guten Abstellplatz!

Jetzt cruisen wir am Ostrand des Lake District entlang. Eine sanfthügelige und grüne Landschaft, unspektakulär aber hübsch! Wir durchqueren winzige Orte wie Ambleside, Keswick und Penrith, als wir immer weiter gen Norden kommen.

Die erste kurze Pause machen wir bei Gretna Green. Wir haben schon 120 km hinter uns! Wir trinken etwas aus unseren Vorräten und lesen die hübsche Geschichte zu diesem berühmten Ort. Es ist lange her, dass hier 12- und 14jährige vom örtlichen Schmied heimlich getraut wurden. Heute ist der Platz ein kitschiges Touristenmekka.

Der Regen hat nun aufgehört und wir wechseln auf die M74, um schneller voran zu kommen. Wir haben heute noch zwei Sachen zu besichtigen! Die nächsten 150 km erledigen wir in einem Rutsch. Uns stört es nicht, wir lassen die Transalps einfach dahin laufen.

Das Falkirk-Wheel ist schon weithin erkennbar! Dort machen wir Pause! Diese spektakuläre Bootshebe-Anlage schaut einfach so surreal aus! Wie sie sich langsam um 180° dreht und die Boote von einem Fluss in den anderen hebt - mit 24 Metern Höhenunterschied. Wir überlegen, kurz mitzufahren, aber von außen schaut das sicher noch cooler aus. (>> Clip)

Bei einem leckeren Kuchen und Kaffee bestaunen wir das etwas unheimlich wirkende Schauspiel. Und wir können das Regenzeugs ausziehen, ein wenig trüber Sonnenschein kommt heraus!

Bald fahren wir weiter. Wir durchqueren die Gegend um Bannockburn und das ist wahrlich geschichtsträchtiges Gebiet! Im Jahr 1314 schlug hier "Robert the Bruce" mit seiner - eigentlich unterlegenen - Armee von Highlandern die Engländer unter Edward II vernichtend und begründete einen Mythos und die schottische Unabhängigkeit für knapp mehr als 400 Jahre. In der inoffiziellen schottischen Hymne wird diese Heldentat bis heute besungen! (Und für manche klingt dieses Lied wie eine Warnung an die Engländer...)

O Flower of Scotland
When will we see
Your like again,
That fought and died for,
Your wee bit Hill and Glen,
And stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

Those days are past now,
And in the past
They must remain,
But we can still rise now,
To be the nation again,
hat stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.

Es sind nur mehr 20 km bis zu unserer Unterkunft in Stirling. Wir rollen langsam dahin und heften unseren Blick immer wieder auf das enorme Denkmal, das da drüben für William "Braveheart" Wallace errichtet wurde. Er hatte hier 17 Jahre vor Robert bereits einmal die Engländer geschlagen. Ein Jahr darauf unterlag er jedoch bei Falkirk, wurde grausam hingerichtet und daher musste Robert the Bruce nochmal ran...

Um 17:30 Uhr haben wir unser Haus erreicht! Was für eine liebe Begrüßung des jungen Pärchens, aber leider, sie sind schon im Stress! Sie haben ein Campingwochenende mit Freunden geplant und müssen schon weg! Wir haben das Haus für uns alleine? Ja klar und fühlt euch hier wohl, rufen sie uns noch nach, bevor sie in ihrem kleinen Auto verschwinden. Wir schauen uns an: Das ist ja sensationell!

Unser Abendspaziergang führt uns hinauf aufs Stirling Castle und über den pittoresken Friedhof zur Church of the holy rude", dem nach der Burg zweitältesten Gebäude in Stirling. Hier wurde Mary Stuart als Kleinkind zur Königin gekrönt, was auch ihr später nicht gut bekam. Wir genießen den Spaziergang, bevor wir vor dem einsetzenden Regen nachhause flüchten.

Wir kochen uns Spaghetti Pomodoro und verbringen einen gemütlichen Abend in diesem schönen Haus mit dem verwunschenen Garten. Unsere Klamotten trocknen wir inzwischen am offenen Kamin im Wohnzimmer.

Regen in Schottland ist übrigens anders wie bei uns: Nicht so in großen platschenden Tropfen, sondern so feine und alles durchdringende Tröpfchen, die in kürzester Zeit alles komplett unter Wasser setzen, obwohl man denkt: "Ach, das Regengewand zahlt sich bei dem Nieseln nicht aus..."

Tageskilometer: 315 km

7. Tag: Stirling - Mallaig

Noch scheint die Sonne bei 14°C und wir brechen nach ein paar Bissen Frühstück und Kaffee schnell auf, denn dunkle Wolken sind im Norden schon sichtbar. Die kleine und schön kurvenreiche A84 bringt uns in die Gegend der Trossachs. Kleine Seen, enge Täler, viele verwachsene Kurven mit schlechtem Asphalt!

Der Trossach Nationalpark ist eine düstere und verwunschene Gegend, Rob Roy ist hier begraben! Der Eindruck wird noch durch den Nieselregen verstärkt, der nun undurchdringlich über uns hereinbricht und auf den Bergen rund um uns liegt noch Schnee!

Bei Auchlyne ziehen wir etwas Warmes an, es hat nur mehr 11°C. Nun ist die Landschaft wirklich "schottisch", Hochmoore und kahle Berge im Nebel und wenig Zivilisation. Wir haben das gleiche Ziel wie vor 2 Jahren: Beim Biker-Treff "The Green Welly" in Tyndrum/Taigh an Droma nutzen wir die Gelegenheit für ein warmes Frühstück (Bohnen, Speck, Kartoffel...) und Benzingespräche!

Erstaunt betrachten wir die Einheimischen, die hier in dünnen Shirts und barfuß in Flip-Flops ihren Sommerurlaub verbringen. Was für ein Unterschied zu uns ausländischen Bikern, die wir alles am Leib tragen, was im Reisegepäck Platz gefunden hat, und trotzdem frieren!

Dann gehts weiter über die gut ausgebaute A82 nach Bridge of Orchy/Drochaid Urchaidh und schon sind wir im Rannach Moor/Mòinteach Raineach! Wir haben Pech, denn die vielleicht schönste Gegend Schottlands, das geschichtsträchtige Glen Coe säuft heute im Starkregen ab, bei schmalen 8°C.

Hunderte Highland-Wanderer lassen sich aber nicht davon beeindrucken und stapfen heldenhaft ihres Wegs. Nur 3°C mehr und sie gehen im Loch Ness schwimmen... Am Bidean Nam Bian liegt noch Schnee! Wir trösten uns damit, diese Gegend schon vor 2 Jahren ausgiebig genossen zu haben und fahren vorsichtig weiter und hoffen, dass die Regenkombi dicht hält.

Im Ort Glencoe/Gleann Comhann entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg und biegen bei der Tankstelle scharf rechts ab und umrunden auf der kurvenreichen Singletrack B863 den Loch Leven. Wow, was für eine sagenhaft schöne Kulisse!

In Kinlochleven scheint kurz die Sonne und wir rasten am Seeufer. Die Straße ist ziemlich rutschig und der Rollsplit fordert Konzentration! Bei Ballachulish/Baile a' Chaolais stossen wir wieder auf die A82 und im Regen gehts den Loch Linnhe entlang.

In Fort William/An Gearasdan bekommen wir Hunger und kaufen uns bei einer Tankstelle zwei Schokoriegel und Angelikas geliebten Ribena-Blackcurrant-Saft ein picksüßer Sirup, der eigentlich keinen Durst löscht, aber egal. Jetzt wirds für uns spannend!

Wir nehmen die A830 Richtung Westen und fahren somit die gleiche Strecke, die wir 2013 mit dem "Jacobite Steam Train" (dem Hogwarts-Express aus den Harry Potter - Filmen!) gefahren sind. Auf diesen einsamen Streckenabschnitt "Road to the Isles" haben wir uns besonders gefreut weil er eine gute Kombi aus einsamer Natur und geschichtsträchtiger Gegend bietet!

Teilweise kurvig, teilweise zum Gas geben, so gehts den Loch Eil entlang. Nach 25 km erreichen wir Glenfinnan am Loch Shiel, den heiligen Ort der Highlander! Hier rief 1745 der Stuart "Bonnie Prince Charlie" die Clans zu seiner Fahne, um die Engländer zu vertreiben. Und von hier flüchtet er mit Flora MacDonald nach der Niederlage in Culloden/Inverness, was das gewaltsame Ende der Highlanderkultur bedeutete...

Das Glenfinnan Monument und das Besucherzentrum mit zahlreichen Devolutionalien von kitschig bis ergreifend, das erinnert an diese Tage der Unabhängigkeitskriege und die ehemaligen stolzen Clanchiefs.

Im Regen wärmen wir uns mit heißer Schokolade auf während wir die alte Viadukt-Brücke aus den Harry-Potter-Filmen im Auge behalten und leider doch keine Dampflok sehen, die zufällig gerade darüber fährt ...

Die Straße und die Landschaft werden immer spektakulärer, enger, dramatischer, als wir am Loch Eilt und Loch Ailort vorbeikommen. Beim Denkmal am pittoresken Loch Nan Uamh, wo der "Young Pretender" seine letzte Schlacht verlor, scheint kurz die Sonne und wir gedenken der traurigen Geschichte der Highlander. Ob der Schatz hier immer noch irgendwo versteckt liegt? Gefunden wurde er nie...

Kurz nach Arisaig weitet sich das Land zum Meer hin. An den Silver Sands of Morar weist ein Schild scharf nach links: "Alternative Coastal Road B8008", also los! Und so cruisen wir einen sehr schmalen und manchmal unbefestigten Singletrack die Atlantikküste entlang, bis wir am frühen Abend im sonnigen aber kalten Mallaig eintreffen. Was für ein toller Tag!

Die Restaurants in diesem 800-Seelen-Dorf sind uns alle zu teuer und zum heraussen sitzen ist es zu frostig aber wir kaufen ausgiebig Jause im Supermarkt (übrigens ein österreichischer "SPAR"), die wir dann zuhause vor dem offenen Kamin verzehren. Oh die sind so hübsch, diese kleinen Häuser, alles in rosa Pastell!

Tageskilometer: 250 km

8. Tag: Mallaig - Portree (Isle of Skye)

Wir sind ein bisschen aufgeregt und dementsprechend schnell raus aus den göttlichen weichen Federn! Ein großartiges schottisches Frühstück (Black Pudding! Porridge!) stärkt uns und das Wetter schaut gut aus. Schnell los!Wir wohnen nur wenige Meter vom Hafen entfernt, da zahlt sich das Anlegen der ganzen Bikerkluft gar nicht aus.

Unser Ticket haben wir schon vor langer Zeit online gekauft, also können wir uns gemütlich in die Warteschlange stellen. Bei sonnigen 13°C legt die Fähre um 9:15 ab und 30 min. spektakuläre Überfahrt später sind wir in Armadale auf der Isle of Skye! Was für ein Gefühl! Diese Insel löst irgendetwas in uns aus...

Die A851 bringt uns nach Norden und wir staunen über die hohen Wälder, die es drüben am Festland nicht gibt! Gleich nach dem Hafen ist rechts eine kleine Tankstelle, wo wir die Motos mit Sprit zur Sicherheit randvoll füllen. Ein geiler Kurvenspass die Küste entlang bis Skulamus! Die düsteren Cuillin Hills immer im Blickfeld erreichen wir nach etwa 50 km Sligachan.

Die schwarzen Wolken und der starke Sturm können uns nicht mehr beeindrucken (die hängen hier immer so tief, die wollen nichts von uns) und wir biegen nach links auf die A863 und später auf die B8009. Jetzt wirds einsamer, kälter und noch windiger, als wir über Hochebenen das Dörfchen Carbost/Càrrabost am Loch Harport erreichen.

In dieser verlassenen Gegend steht die Talisker Distillery! Boah, hier ist es richtig kalt! Eisiger Wind pfeift uns um die Ohren! Die Besichtigung lassen wir aus, denn die Tickets für die "Tasting Tour" kosten so unanständig viel (£ 35.- pP) und ausserdem haben wir 2013 schon die Glenfiddich Distillery besichtigt, so anders wird das hier nicht ablaufen. Schnell ein aussagekräftiges Foto und weiter!

Zumindest regnet es nicht, als wir langsam (Straßenzustand, Kurven, Sturm) und vorsichtig (Schafe) die A863 weitercruisen und Dunvegan Castle erreichen. Hugh MacLeod of MacLeod, der 30. Clanchief wohnt hier und Angelika will aus Gründen schon seit Jahrzehnten hierher!

Die von den Wikingern abstammende Familie hält die spektakuläre Burg seit 800 Jahren, von der 1600 Jahre alten "Fairy Flag" beschützt! Es ist immer sonderbar, eine Burg zu besuchen, die der Wohnsitz einer Familie ist. Immerhin latschen wir denen direkt durchs Wohnzimmer, auch wenn die Geld dafür bekommen!

Nach ausgiebiger Burgbesichtigung (wo wir so begeistert sind, dass die herzliche Mrs. MacLeod trotz Fotoverbot ihres Vaters und Clanchiefs heimlich von uns ein Foto im Salon macht!) und natürlich heißer Schokolade gehts kurvenreich weiter. Wir fühlen uns hier so weit weg von daheim, dass es sich ganz aufregend anfühlt. Aber wir sind glücklich, es könnte nicht besser sein!

Die für schottische Verhältnisse gut ausgebaute A850 führt über verlassene und stürmische Ebenen nach Osten und nach 40 km erreichen wir Borve. Da ist eine T-Kreuzung: Links 25 km nach Kilmuir/Cille Mhoire zum Grab von Flora MacDonald, der Nationalheiligen und Fluchthelferin von Bonnie Prince Charlie? Oder nach rechts etwa 25 km ins pittoreske Portree/Port Rígh wo eine heiße Dusche auf uns wartet?

Wir entscheiden uns für letzteres denn wir sind ziemlich durchfroren und die Highlander werden es uns verzeihen. Die "Stadt des Königs" ist nach dem Stuart-Prinzen benannt, der sich hier im heute noch existierenden "Hotel Royal" von seiner Fluchthelferin französisch-theatralisch verabschiedete und sie nie wieder traf, weil er später verarmte und zum Alkoholiker wurde.

Auf den Bergen liegt noch Schnee, es hat 10°C als wir im geheizten Wintergarten unseres Quartiers sitzen und uns aufwärmen. Wir mögen den schottischen Geschmack bei Inneneinrichtungen! Alles ist extrem überladen in off-white und bordeaux-rot und es gibt Blumentapeten, weiße flauschige Teppiche und unzählige Pölster überall.

Wir wollen etwas weniger Geld für ein Restaurant ausgeben, denn Portree ist sagenhaft teuer! Deshalb wandern wir später noch etwa 30 Minuten ins "Aros Experience Center", immer die A87 entlang. Es war eiskalt und stürmisch aber das "Steak and Ale Pie with hand diced Scottish Beef" war den Weg hin und zurück absolut wert! Die können kochen, die Schotten!

Tageskilometer: 150 km

9. Tag: Portree - Ullapool

Bei düsteren 12°C und nach einem sensationellen schottischen Frühstück "fully cooked" verlassen wir die Isle of Skye, nicht ohne noch ausgiebig die Highland Cattles im Glen Sligachan gekrault und uns Autan gegen die Midges ins Gesicht gerieben zu haben! Auf der gut ausgebauten A851 gehts bis zum Kyle of Lochalsh und schon queren wir die beeindruckende Skye Bridge/Drochaid an Eilein Sgitheanaich!

Die Brücke ist eigentlich hässlich, aber der Ausblick ist fantastisch! Auf dem schottischen Festland sind es nur mehr 14 km auf der A87 bis Dornie und wir stehen mit unzähligen anderen Motorradfahrern vor der berühmtesten Burg Schottlands Eilean Donan Castle, die Burg der "unsterblichen MacLeods" aus dem Film "Der Highlander".

Tatsächlich ist diese Burg mit ihrer sagenhaften Geschichte seit Jahrhunderten und bis heute Stammsitz der MacRaes, auch das Clanschwert kehrte vor wenigen Jahren hierher zurück! Wir lieben diese Geschichten!

Weiter geht es auf der schmalen A890 Richtung Norden. Nach 13 km scharf links nach Achmore, fast haben wir das Schild übersehen! Ein sehr schmaler und verwachsener Single Track mit zahlreichen "passing places"führt uns nach 10 km nach Plockton, herrliche Ausblicke auf den Loch Carron inklusive!

In Plockton wachsen Palmen und im "The Haven", kurz nach der Ortseinfahrt links, gegenüber der Kirche, gibts sensationelle heiße Schokolade und die entzückende Chefin bringt gratis Kekse dazu! Nach dieser Pause kehren wir auf die A890 zurück (>> Clip)und es geht über Strathcarron nach Osten, in unsere Lieblingsgegend aus 2013 (>>Clip)!

Einsam, ruhig und verlassen liegen die Highlands vor uns, bei Achnasheen sieht man Ruinen verlassener Highlanderhäuser und kleine Seen, in denen sich die fantastische Szenerie spiegelt (>> Clip). Auch der Luxuszug "Royal Scotsman" quert unseren Weg auf seiner Strecke durch die Highlands!

Um schlappe 6.080 €/pro Person kann man hier 5 Tage Urlaub im 5-Sterne-Superior-Zug machen! Die betuchten Fahrgäste winken uns zu und wir beneiden sie trotzdem nicht. Wir haben den schöneren Urlaub!

Uns begeistert eher die Einsamkeit und die Stille hier, als wir am Loch Luichart pausieren und bald danach Garve erreichen. Bis hierher kannten wir die Strecke seit 2013, jetzt aber gehts in den hohen Norden. Wir sind ein bisschen aufgeregt, denn so nördlich waren wir noch nie! Auf der A835 passieren wir den Stausee Loch Glascarnoch und es wird immer noch einsamer, felsiger und kälter! Ist diese Landschaft noch "schön"? Wir wissen es nicht.

Nach 32 km verlassen wir die gut ausgebaute Straße und biegen links auf einen unscheinbaren Single Track zur Corrieshalloch Gorge. In der felsigen Schlucht besuchen wir die Wasserfälle und die schwankende Hängebrücke aus dem 19. Jhdt. Wir frieren nun ziemlich, es hat nur mehr 9°C und es beginnt wieder zu regnen.

Da steht ein mobiler Imbissstand und wir wärmen uns mit anderen Bikern mit heißem Tee, als plötzlich ein großer Hirsch aus dem Wald tritt und seelenruhig zu äsen beginnt. Was für ein mystischer Anblick!

Doch nun wird es uns zu kalt und außerdem hat Angelika ihre Regen-Überhandschuhe zerrissen. Mit klammen Fingern, denen auch die Griffheizung auf höchster Stufe nicht mehr hilft, erreichen wir 20 km später Ullapool und unser Quartier am Ufer des Loch Broom.

Die Gastgeberin ist eine herzliche, rundliche und pastellige Frau jenseits der 60, die uns das liebevoll in Pastell gehaltene Zimmer zeigt. Hier haben wir sogar Tisch, Sessel und Kühlschrank und es ist mächtig eingeheizt. Das freut uns Südländer! Unser erster Weg nach einer heißen Dusche führt uns sofort in einen Outdoor-Shop und wir kaufen warme Strickpullover, Mütze und Handschuhe!

Dann gönnen wir uns sensationellen knusprigen Fish & Chips im "Seaforth Chippy" neben dem Hafen. Wir beneiden die Camper nicht, die nun bei 7 Grad am Seeufer ihre Zelte aufbauen und mit kleinen Gaskochern kämpfen. In der Nacht wird es noch kälter...

Tageskilometer: 225 km

10. Tag: Ullapool - Thurso

Heute regnet es mal nicht! Wir frühstücken im Zimmer ein paar mitgebrachte süße Köstlichkeiten und leeren die gratis Vorräte an heißer Schokolade, Kaffee und Tee. Das lieben wir an Großbritannien! Es gibt immer gratis Heißgetränke und manchmal auch Kekse am Zimmer! Wir sind ein wenig aufgeregt, als es bei 11°C losgeht. So nördlich waren wir noch nie und Sutherland ist eine der dünnstbesiedelten Gegend Europas!

Unendliche Weiten, Hochmoore und steinige Felder bis zum Horizont und kein Zeichen einer Zivilisation! Nicht einmal Schafe gibts hier! Wir sind auf der A835 und die Karte zeigt einige kleine "Ortschaften" wie Strathnaird und Drumrunie, doch oft sind es nur 2-3 kleine weißgekalkte Häuser, an denen wir vorbeifahren.

Eine beeindruckende aber verstörend einsame Gegend im düsteren Nebel! Hat hier Tolkien seine Inspiration für "Mordor" gefunden? Huschen gleich hässliche Orks um die Kurve?

Bei Ledmore wechseln wir auf die ufernahe A837, die Straßen sind hier ganz gut ausgebaut. Singletracks wechseln mit schmalen Straßen. (>> Clip) Die Ruinen verlassener Highlander-Häuser mehren sich, hier haben die Engländer ganz schön gewütet! Dass die Statue des grausamen englischen Lord Sutherland in Golspie immer noch steht, ist bis heute Grund für heftige Auseinandersetzungen.

In Inchnadamph am Loch Assynt machen wir Pause und lassen die Eindrücke des Ardvreck Castle auf uns wirken. Es ist düster hier und das Wetter passt gut zur Geschichte der Gegend, deren Geister immer noch hier leben!

Nun sind wir auf der A834 und es geht weiter nach Norden (>> Clip). In der Nähe von Loch a´Chairn Bhain machen wir halt und lesen die Inschrift eines der zahlreichen Mahnmale hier, die von Nachkommen der vertriebenen Familien zu deren Andenken errichtet wurden. Ab Laxford (Wikinger betrieben hier Lachsfang!) gibt es nur noch Singletracks.

Es ist wieder kalt geworden und ziemlich stürmisch, was einige schottische Damen nicht stört, die fröhlich plappernd und kichernd hier mit dem Fahrrad einen Ausflug machen, natürlich mit kurzem T-Shirt und Minirock. Die spinnen, die Schotten!

Wir cruisen durch die einsame Landschaft, bis wir nach insgesamt 110 km in Durness ankommen. Wir wollen uns dringend irgendwo aufwärmen, aber ob diese paar Häuser ein Café beherbergen?

Nun, in Durness gibts den Cocoa Mountain und die heisse Schokosauce, die wir dort trinken, die stellt alles bisherige in den Schatten! Dickflüssig, heiß und nicht zu süß! Handgeschöpfte Schoko-Spezialitäten, eine Heizung im Lokal! Eine Insel der Glückseligkeit in beige-braunem Resopal, Durness ist mit 350 Einwohnern eine ziemliche Großstadt hier!

Später geht es die recht eintönige Nordküste entlang. Auf eine Besichtigung der Smoo Caves verzichten wir. Es scheint, als wären dort alle Schottland-Touristen gleichzeitig angestellt...

Wir umrunden den großen Loch Eriboll (>> Clip) wo wir dem eindrucksvollen Schauspiel von fallendem Nebel zusehen und kommen nach Coldbackie, nomen est omen! Etwa 12 km später biegen wir scharf nach rechts auf den Singletrack A871 nach Süden.

Bei Syre soll das "Rosail Clearance Village" sein, ein gut erhaltenes ehemaliges Highlanderdorf. Bei leichtem Nieselregeln ist die zerstörte und rutschige Fahrbahn über 15 km kein Fahrgenuss! Ok, wir finden nur ein paar heruntergekommene Häuser, die wohl das Dorf Syre darstellen und niemand ist da, den wir nach Rosail fragen können. Wir fahren ein bisschen in der Gegend herum und suchen.

Da es nun stärker regnet und kälter wird, geben wir aber den Plan auf und wollen weiter ins Quartier. Die unendlichen Weiten rund um Reay und Buldoo wären einen eigenen Bericht wert! Jedenfalls erreichen wir nach weiteren 70 km ziemlich durchfroren Thurso.

Im Supermarkt kaufen wir eine Jause fürs Abendessen, die wir dann nach einem kleinen Spaziergang mit Blick auf Orkney und einer langen heißen Dusche am antiken Gemeinschaftstisch im Quartier vertilgen, bevor wir in unserem plüschigen Zimmer mit seiner flauschigen Einrichtung schlafen gehen. Gute Nacht, Welt!

Tageskilometer: 260 km

11. Tag: Thurso - Drumnadrochit

Ein weiterer trüber Tag mit nur 12°C. Naja, erstmal deftig Frühstück! Wir sind hier nicht die einzigen Gäste. Da ist noch eine sehr nette Frau aus Australien, die alleine eine Europareise macht und auch ein grässlicher Besserwisser mit norddeutschem Akzent, dessen Frau nicht mit uns spricht. Seltsame Menschen! Wir verlassen dann das Quartier gen Osten auf der A836 und biegen in Dunnet auf die B855 (Singletrack) ein.

Über das karge Hochplateau von Caithness und einige Kurven erreichen wir nach 20 km Dunnet Head, den nördlichsten Punkt des britischen Festlands! An dieser Klippe endet Britannien und wir sehen "The Old Man of Hoy", die berühmte Felsnadel auf den Orkney Inseln! Boah, hier ist es saukalt! Ein eisiger Wind! Wir lassen die Helme lieber auf...

Die Inselgruppe ist tatsächlich nach den "Orks" benannt? Ja! Die norwegischen Eroberer nannten so die Seehunde hier. Wir machen das bekannte Foto beim Grenzstein, das wohl alle Touristen hier machen und werfen einen Blick auf den Leuchtturm, der von 1831 bis vor wenigen Jahren bewohnt war.

Dann ein paar schmale Single-Tracks an der Küste weiter zum Castle of Mey, dem Privatschloss der "Queen Mum", die hier - so wie ihr Mann König George VI. - noch sehr verehrt wird. 12 £/pP später besichtigen wir ihre privaten Habseligkeiten und erleben die tränenreiche Rührung betagter Engländer beim Anblick von Kleidern und Fotos ihres geliebten Königspaares.

Auf der unspektakulären küstennahen A836 erreichen wir kurz später John o´Groats, wo wir scharf rechts abbiegen und die A99 nach Süden nehmen. Nach 10 km über das rauhe Hochland erreichen wir einen schmalen Weg, der links zur Küste führt. Nybster Broch! Neben verlassenen Ruinen von Highlander-Häusern und zahlreichen Familien-Gedenksteinen sind die Überreste dieses ca. 3.000 Jahre alten Wohngebäudes zu sehen. Insgesamt wurden über 500 dieser keltischen Spuren gefunden!

Gegen Süden wird das Wetter immer finsterer und kurz später umfängt uns dichtester Nebel. Die Sicht endet am Vorderreifen und seitlich bei den Knieprotektoren, weniger als 0 Meter Sicht! So geht es auf der A9 ca. 70 km dahin, bis Helmsdale.

Wir wissen bis heute nicht, wie diese Strecke war oder wie die Gegend ausschaut, auch Badbea, ein berühmtes "Clearance Village" mit tragischer Geschichte konnten wir nicht besuchen.

In Helmsdale reißt es kurz auf und wir machen Pause. Unglaublich, wie hungrig man bei Kälte wird! Wir finden ein paar Sandwiches und ... heiße Schokolade. Die Pause war eine gute Idee, denn ab Brora fängt es an zu regnen.

Wir verzichten daher auf die Besichtigung von Dunrobin Castle oder das Cruisen auf kleineren Straßen und weiter gehts auf der A9. Wir passieren die berühmten Destillerien Glen Morangie und Dalmore, bis uns der Starkregen am Cromarty Firth dann doch eingeholt hat. Egal, jetzt muss das Regengewand aushalten!

Nach 100 km sind wir in Inverness! Die letzten 25 km nach Drumnadrochit kennen wir bereits und so kurven wir entspannt den Loch Ness entlang bis in unser Quartier. 2013 haben wir schöner gewohnt aber was solls. Die Heizung funktioniert, das ist das Wichtigste.

Den Abend beschließen wir - wie könnte es anders sein - bei "Fiddler´s" und seinen 600 Whisky-Sorten ...

Tageskilometer: 268 km

12. Tag: Drumnadrochit - Scone

Bei Nieselregen und mildem Wetter brechen wir auf, zurück nach Inverness. Dort gehts auf die A9 und Richtung Südosten. Die Straßen sind gut ausgebaut und nach 50 km erreichen wir Tomatin, am Rande des "Cairngorm National Park". Es regnet mal stärker, mal schwächer und so bleiben wir auf der breiten A9. Etwa 50 km später machen wir in der Nähe der "Ruthven Barracks", einer pittoresken Burgruine, Pause im kleinen "Ralia Cafe" und wir wärmen uns wieder einmal mit heißer Schokolade auf.

Dann gehts durch die sanfthügelige Hochmoorlandschaft weiter und nach 75 km erreichen wir Pitlochry. Diese kleine und von Touristen überrannte Stadt beherbergt mit Edradour die kleinste Distillery Schottlands. Auch der Blair Atholl - Whisky wird hier erzeugt!

Mitten im Ort beginnt scharf links die A924, die bald zum Single-Track wird. Nach ein paar Metern ist man wieder in der wohlbekannten Einsamkeit und keine Menschenseele ist zu sehen. Über ein spektakuläres Hochtal geht es vorbei an winzingen Ortschaften wir Moulin, Dalnavaid und Enochdu, bis wir nach 25 km in Kirkmichael stehen.

Dort regnet es wieder stärker und wir beschließen aus Zeitgründen, auf die Besichtigung von Glamis Castle zu verzichten und uns auf Scone Palace zu beschränken. Wir kommen bei diesem Wetter nicht recht weiter!

In Bridge of Cally wechseln wir auf die breitere A93 und A923 und durchqueren die wunderschöne Gegend um Blairgowrie, Coupar Angus/Cùbar Aonghais und Balbeggie. Romantische Wälder und unendliche Weideflächen wechseln einander ab.

Nach ca. 45 km sind wir in Scone, wo uns der gleichnamige Palast bei Starkregen empfängt. Trotzdem erhaschen wir noch einen Blick auf den berühmten Stone of Destiny" vor der Krönungskapelle auf dem geschichtsträchtigen Moot Hill. Hier wurde schon der 1. schottische König MacAlpin (841 n.Chr.) gekrönt und auch Macbeth (1040 n. Chr.) und zahlreiche andere.

Die Geschichte von Moot Hill geht so: An diesem Ort mussten alle Clanchiefs feierlich erscheinen, wenn ein neuer König gekrönt wurde, um ihm die ewige Treue zu schwören. Tatsächlich konnten sie aber nur auf eigenem Grund und Boden gültige Schwüre abgeben und das Problem lösten sie höchst kreativ!

Sie brachten einen Stiefel voll Heimaterde mit und leerten ihn auf den Boden. Dann stellten sie sich auf ihre Erde und schon war der Treueschwur gültig. Über die Jahrhunderte und hunderte Stiefel voll Erde wuchs dieser Hügel, den wir heute sehen! Was für eine Geschichte, was für ein Land!

Vor dem alles durchdringenden Regen flüchten wir ziemlich schnell ins Café in der Burg und essen ein Scone in Scone während das Wetter langsam besser wird. Noch schnell ein paar Einkäufe im "co-operative"-Supermarkt und somit ist das Abendessen gesichert, denn hier gibt es keine Lokale ausser einem japanischen Nudel-Takeaway.

Beim Einchecken im Quartier versuchen wir, nicht das komplette Haus einzusauen, so nass und schmutzig wie wir sind. Aber die pastellige Gastgeberin hält sich tapfer und zeigt uns als erstes gleich das Badezimmer mit Wanne! Im Zimmer drehen wir dann die Heizung auf Volllast und auch das heiße Bad hat uns gut getan! Jetzt essen wir göttliches Junk-Food und trinken einige Biere aus der Dose. Hoffentlich werden unsere Sachen bis morgen trocken!

Tageskilometer: 245 km

13. Tag: Scone - Roslin - Durham

Heute starten wir um 9.15 Uhr bei sonnigen 16°C! Wir geben ein wenig Gas und nehmen die A85 und die M90 Richtung Süden. Nach 55 unspektakulären Kilometern durch Perth and Kinross haben wir die Forth Bridge erreicht und überqueren den beeindruckenden Firth of Forth. Der Weg rund um Edinburgh auf der A720 ist gut beschildert und nur 35 km später sind wir in Roslin!

Ahhh, hier ist das! Wir finden das so lustig, wie ein Film die reale Gegend verfälscht! Denn wir müssen mitten ins Industriegebiet und gleich hinter dem IKEA-Parkplatz links abbiegen und schon wir stehen neben der legendären Rosslyn Chapel, Schauplatz des Films "Da Vinci Code" mit Tom Hanks und Audrey Tautou!

Kreuzzüge, Tempelritter, die Familie St. Claire, Maria Magdalena, frühe Freimaurerei, der heilige Gral! Das alles hat hier seinen Anknüpfungspunkt, seinen Ursprung und seine legendenhafte Quelle, die vor allem nach Dan Brown´s Film wohl nicht so schnell versiegen wird...

Die Erbauerfamilie St. Claire ist Nachfahre des 1. Tempelritters und Großmeister verschiedener Freimaurerlogen und besitzt diese Kapelle noch immer. Sie schweigt zu den zahllosen Legenden, die dieses architektonische Wunderwerk, mit unzähligen in Stein gemeißelten Geheimnissen, in sich birgt.

Ja, auch die sagenumwobenen Templergräber in der Krypta sehen wir! Wir genießen die heiter-sonnige Stimmung im Café des Besucherzentrums und stärken uns mit warmer Suppe und ein paar Brownies.

Es ist nun tatsächlich ziemlich warm geworden, 22°C! Nach diesen Eindrücken cruisen wir südwärts die A7 entlang und durchqueren die Gegend der geschichtsträchtigen "Scottish Boarders". Die traumhafte Strecke die A7 entlang erinnert uns mit ihrem geilen Kurvenspaß an die "Kalte Kuchl", unsere Heimstrecke! Nur die Rennleitung versteckt sich bei uns zuhause besser und so können wir das Sponsoring für das schottische Innenministerium vermeiden.

Wir sehen die verfallene Kirche und den verlassenen Friedhof in Stow und die berühmte Tweed-Erzeugung in Galahiels und Tweedbank (sic!). Wir werfen auch einen Blick auf die berühmte und 950 Jahre alte "Melrose Abbey" im gleichnamigen Ort. Das Grab von Dante´s "Magier" ist dort aufbewahrt!

Weiter geht es auf der geschmeidigen A68 nach Jedburgh mit seiner normannischen "Jedburgh Abbey", einem Angelpunkt schottischer Geschichte.

Ein paar Kurven später stehen wir an der schottisch-englischen Grenze hoch oben auf den Cheviot Hills. Was für ein Ausblick! Was für ein Sturm! Wir haben keine Lust auf eine Pause in dieser unwirtlichen Gegend und entscheiden uns für die Weiterfahrt.

Wir cruisen durch den Kielder National Park und durchqueren die unzähligen "blind summits" in Northumberland. Hier folgen die Straßen der Landschaft und es gibt ein steiles "Up and Down", das uns viel Hochschaubahn-Fahrspass beschert (>> Clip)! In der Nähe von Corbridge überqueren wir den Hadrian´s Wall und rasch geht es 100km weiter nach Durham.

Die Grenze des römische Reichs haben wir schon 2013 besichtigt und Fort Housesteads war wirklich ein Erlebnis, aber diesmal fahren wir lieber weiter. Wir sind müde von den Eindrücken und übernachten in einer Autobahnraststation, die sich als ziemlich tolles Quartier herausstellt! Uns schmeckt die Jause beim "Costa", einer dem Starbucks vergleichbaren Café-Kette und bald gehen wir schlafen.

Tageskilometer: 295 km

14. Tag: Durham - Nottingham

Sonnige 16°C als wir gen Süden aufbrechen und unser Ziel kennen wir schon seit unserer Tour 2010, Nottingham! Dunkle Wolken ziehen auf, während wir die A1 nehmen, um ein wenig Zeit zu sparen. Nach etwa 185 stürmischen Kilometern fahren wir auf die A57 Richtung Worksop ab. Während wir die geschwungenen Kurven dieser Straße genießen, kommt langsam die Sonne heraus und es wird schnell ziemlich warm!

Nach nur 15 km kommt dieser kleine und unauffällige Kreisverkehr und wir wechseln auf die B6034 Richtung Süden. Diese schmale Straße führt durch weite Felder und über flaches Hügelland. Bei Budby wird diese Straße zur A616 und nach insgesamt 10 km biegen wir leicht rechts ab. Wir sind nun wieder auf der B6034, die uns mitten in den dichten Sherwood Forestführt!

>1,6 km später befindet sich die Einfahrt zum Besucherzentrum und somit dem Mittelpunkt der Robin Hood - Legende! Ein 10minütiger Spaziergang ist es bis zur "Major Oak", der 1000jährigen Eiche, unter der Sir Robert Loxley mit seinen Mannen gewohnt haben soll!

Von hier sind es nur mehr 30 km in unser sensationelles Quartier in Nottingham. Erstmal entspannen und die Waschmaschine anwerfen! Die Busstation ist vor der Haustüre und um ein Ticket um 2,20 £ sind wir mitten in der City.

Nach einer kurzen Besichtigung von "Nottingham Castle" verbringen wir den warmen Sommerabend im "Ye Olde Trip to Jerusalem ", einem fast 1000 Jahre alten Pub im Burgfelsen, das schon die Kreuzfahrer verköstigte. Eine Sehenswürdigkeit für sich und auch der "Burger Sharer" kann sich sehen lassen!

Nach der Busrückfahrt würden wir gerne unser tolles Haus länger genießen, aber wir sind schon so müde, dass wir nur mehr in die Federn fallen.

Tageskilometer: 250 km

15. Tag: Nottingham - Dover

Der Tag beginnt mit einem selbstgekochten "fully cooked English breakfast" in unserem Quartier. Das macht soviel Spaß, in dieser hübschem Küche zu kochen! Es wird ein sonniger Tag, ! Die A52 nach Grantham ist gut ausgeschildert und wir genießen die Fahrt durch die weite Hügellandschaft der East Midlands!

Wir wechseln auf die A1 und bei Peterborough machen wir Pause bei einer typischen englischen "Raststation": Einem privaten Wohnwagen am Straßenrand mit lautem und stinkendem Dieselaggregat, wo Kaffee und Burger verkauft werden. Der Kaffee schmeckt ausgezeichnet und die Lady hinter dem Tresen ist entzückend! Wir lieben diese unkomplizierte Art der Versorgung mit notwendigen Getränken und Essen während der Reise!

Als wir auf der A14 an Cambridge vorbeikommen, fällen wir eine Entscheidung: Die Universität lassen wir aus, wir wollen nach Dover. Die Landschaft ist flach und unspektakulär, wir cruisen gemütlich dahin. Bei Stansted beobachten wir bei einer Kaffeepause die Flugzeuge, die im Minutentakt über unsere Köpfe abheben. Flott geht es auf der M11 durch die Grafschaft Essex und nach insgesamt 205 km wechseln wir die bekannte M25, die Ringautobahn um London. Hier herrscht nun viel Verkehr!

Ein Highlight war die Überquerung der "Dartford Junction", anders als bei der Anreise, diesmal über die hohe und geschwungene "Queen Elizabeth II. Bridge". Der Ausblick über die Themse ist großartig! Wir wollen über Maidstone und Ashford weiter und nehmen die M20. Die Grafschaft Kent ist geprägt durch grüne Hügel und romantische Dörfer.

Kurz vor Folkestone machen wir noch eine Pause, denn die 25°C erscheinen uns - nach diesem Winterurlaub - sommerlich heiß. Und auch Angelikas Tachoritzel verabschiedet sich hier, sie fährt nun "nach Gefühl" weiter... Um 16.45 Uhr sind wir in Dover!

Von unserem Quartier hat man gute Sicht auf "Dover Castle" und nach einem Stadtbummel durch die Altstadt erwischen wir eine sensationelle Burgerplatte im "Eight Bells/Wetherspoon Inn" um nur 16£ für Zwei inklusive alles. Wir sitzen dann noch lange vor dem Haus, naschen Kekse und leeren einige Dosen mit Kaltgetränken. Sonnenuntergang über Dover Castle...

Tageskilometer: 335 km

16. Tag: Dover

Dieser Tag ist die erste Fahrpause, wir bleiben heute hier! Uns gefällt das gut, denn wir brauchen ein bisschen Abstand vom Motorradfahren. Es hat sommerliche 28°C, als wir im "Eight Bells" um 6 £/pP frühstücken, fully cooked, selbstverständlich. Nach einer kurzen Besichtigung der normannischen Kirche "Mary the Virgin" steigen wir den steilen Fußweg zum Dover Castle hinauf, dem "Schlüssel zu England".

Oh Mann, es ist heiß, staubig und der Weg ist abartig steil! Wo ist eigentlich der Bus, der angeblich hier rauffährt?! Diese Burganlage wurde 1066 erbaut und war bis 1980 in Betrieb! Unzählige Schlachten und zwei Weltkriege hat diese Burg erlebt, oft war sie geschichtliche Schlüsselstelle für die Geschicke Englands. Dementsprechend ambitioniert ist der Eintrittspreis! Abgesehen von zahlreichen hochinteressanten Ausstellungen über alle Zeitalter und Phasen der Kriegsführung hier und den kilometerlangen Bunkeranlagen im Burgfelsen, ist der Ausblick von jedem Punkt der Burganlage eine Sensation! Bei schönem Wetter sah Winston Churchill bis Frankreich! (>> Clip)!

Besonders spannend finden wir den ältesten Teil der Burg: die sächsische Kirche "St. Mary in Castro" und den guterhaltenen römischen Leuchtturm

Und dann sind wir im "Keep", dem inneren Burgkern, ausgebaut von Henry II. Plantagenet, dem Vater von Richard Löwenherz und Johann Ohneland (ja, der Gegenspieler von Robin Hood!), der auch tatsächlich hier wohnte.

Wir sind begeistert von der rekonstruierten Burgeinrichtung über viele Stockwerke, so bunt war das Leben im Mittelalter! Dietmar steigt dann auch noch auf die obersten Zinnen und bestaunt den sagenhaften Ausblick (>> Clip), während Angelika im Burghof Rosenlimonade genießt! Solche Höhen sind ihre Sache nicht...

Wir verbringen den ganzen Tag in der Burganlage, bevor wir unseren letzten Abend auf britannischem Boden im "Eight Bells" ausklingen lassen. Morgen gehts nach Festlandeuropa und wir werden ein bisschen sentimental. Wir fühlen uns so zuhause auf dieser Insel!

17. Tag: Dover - Boulogne-Sur-Mer - Aachen

Der Wecker läutet zu unchristlicher Zeit! Schnell ein Fertig-Porridge löffeln und noch zwei Tassen vom Gratiskaffee und dann gehts los. Um 6:30 stehen wir schon im Hafen und warten auf die Fährenüberfahrt, es ist mit 22°C sehr angenehm.

Unsere Gedanken schweifen ab, wir haben in Ullapool im Fernsehen doch von den massiven Flüchtlingsproblemen in Calais gehört? Bei der Passkontrolle erfahren wir, dass Calais tatsächlich gesperrt ist! Die Probleme mit den Migranten wurden also offensichtlich schlimmer! Wir sind im Ungewissen, als die Fähre ablegt: Wohin fahren wir nun? Wir hoffen, nicht allzuweit weg von Calais an Land zu gehen und studieren schon mal vorsorglich die Karte der Nordküste Frankreichs.

Es wird inzwischen immer wärmer und als wir um 11:30 bei 39°C in Boulogne-Sur-Mer an Land gehen, westlich von Calais in der Normandie, hat es um 30 Grad mehr als noch vor wenigen Tagen! Wir starten wir gleich los, da wir einiges an Weg vor uns haben. Allerdings ziehen wir einige Teile unserer Motorradkluft aus, denn die Hitze tut fast körperlich weh.

40 km sind es bis Calais und wir sind unsicher, was uns dort erwartet. Menschen laufen über die Fahrbahn, unfassbare LKW-Staus rund um die Küste, Flüchtlinge, die versuchen, die LKWs mit Gewalt zu stürmen um nach England zu gelangen ... wir haben das alles gesehen, was erst viel später auch in österreichischen Medien berichtet wird. Es sind erschreckende Bilder vom "Dschungel in Calais"! Langsam und vorsichtig fahren wir deshalb weiter. Der LKW-Stau reicht über 100 km fast bis Gent! Wie überleben das die Fahrer bei diesen Temperaturen? Wer versorgt die eigentlich, wenn die tagelang da stehen? Die Hitze wird untertags immer belastender und am frühen Nachmittag ist Angelika schon ziemlich erschöpft. Wahnsinn! Echt 30°C mehr als in Schottland! 

Wir kämpfen uns tapfer weiter und machen irgendwo in Belgien eine Essenspause, wo wir um 30 € immerhin zwei matschige Salate bekommen. Aber wir sind eh nur wegen der Klimaanlage da, Hunger haben wir keinen.

Um 19:30 machen wir eine letzte Trinkpause auf einem großen Parkplatz 25 km vor Aachen. Wir wollen noch einmal den Weg ins Hotel am Stadtplan studieren. Aber dann war da noch die "Geschichte mit dem ÖAMTC-Schutzbrief"...

Tageskilometer: 435 km

18. Tag: Aachen

Nach entspannendem Ausschlafen und einem Frühstück im Gastgarten des Quartiers checken wir die Motorradreparatur und um 13:00 stehen beide Transalps bei uns wieder am Hotelparkplatz. Es ist irre heiß mit 37°C, als wir in die Aachener Altstadt aufbrechen.

Unser erster Weg führt uns in eine Apotheke und wir holen uns "Elotrans". Das hat uns der nette Apotheker empfohlen, es soll den Erschöpfungs- und Kreislaufpannen wegen großer Hitze vorbeugen. Schmeckt gar nicht schlecht, das Zeug!

Mit zahlreichen Pausen in Eissalons erreichen wir so den Aachener Dom

793 n.Chr. von Karl dem Großen erbaut, Krönungskirche 30 deutscher Könige, goldene Mosaiken überall, Barbarossas Luster, der Kaiserthron und letztendlich auch der goldene Schrein mit den Knochen des Erbauers, was für eine sensationelle Sehenswürdigkeit! Dann sind wir müde von der Hitze bei 39°C und lassen den Abend in der Aachener Fußgängerzone ausklingen. Nicht einmal Bier schmeckt bei dieser Temperatur!

Ach ja, das "Marschiertor der Pennsoldaten" aus dem 13. Jhdt., ehemaliges Stadttor und eines der mächtigsten noch erhaltenen Stadttore Westeuropas, besichtigen wir auch noch! Für heute reicht uns eine kalte Jause, die wir im Hotelzimmer mampfen. Ein Königreich für eine Klimaanlage!

19. Tag: Aachen - Burghaslach

Um der großen Hitze zu entgehen, verlassen wir Aachen schon um 6:30 früh. 22°C passen gut! Wir nehmen die A3 Richtung Süden und bei Sonnenaufgang frühstücken wir schon beim einem Imbissstand in der Nähe von Köln.

Es wird sehr schnell sehr heiß und so bleiben wir auf der Autobahn, wo wir die zahlreichen Baustellen um Würzburg und ihre Staus mitunter am Pannenstreifen passieren. 39°C im Schatten, wenn es denn einen gäbe! Wir benötigen einige Pausen, bis wir nach 410 ereignislosen Kilometern bei Geiselwind die Autobahn verlassen und die romantisch-kurvige St2260 bis Burghaslach nehmen.

Der freundliche Wirt vom "Gasthaus Krone" empfängt uns herzlich und wir verbringen einen ruhigen Abend in diesem hübschen mittelfränkischen Dörfchen, der durch die "Abi-Feier" und ihre laut feiernden Jugendlichen nur kurz unterbrochen wird.

Die Wirtin kocht uns Hascheebraten mit Kroketten und Sauce und das ist genau das Richtige für heute! Hier am Land ist es in der Nacht deutlich kühler und wir lassen heute die Fenster offen. Wir bekommen eine Mütze erholsamen Schlaf.

Tageskilometer: 435 km

20. Tag: Burghaslach - Linz

Wieder brechen wir sehr früh auf, um der Hitze auszuweichen. Der verständnisvolle Wirt steht extra für uns auf und gibt uns das Frühstück in einem Lunch-Paket mit, es hat um 7:00 früh schon 25°C. Das ist aber lieb! Sogar 3 Liter Mineralwasser hat er uns dazu gepackt. Wie fürsorglich!

An der Grenze nehmen wir die B130 die Donau entlang und cruisen über die schattige Schlögener Schlinge bis Eferding wobei wir noch eine Essenspause einlegen und am Donauufer Eispalatschinken mampfen. Neben uns sitzen bayrische Motorradfahrer, die vor lauter Erschöpfung nichts mit uns reden. Na gut, das lassen wir ausnahmsweise gelten!

In Eferding lässt Angelika beim ÖAMTC ihr Tachoritzel auswechseln, da sie seit Folkstone nur nach "Gehör und Gefühl" gefahren ist, und obwohl der Schrauber das noch nie gemacht hat, bringt er es gut hin. Um 17:30 erreichen wir völlig erledigt von der Hitzeschlacht unseren Heimathafen in Linz!

Tageskilometer: 385 km

21. Tag: Linz - Wien

Auf Grund der hohen Temperaturen verbummeln wir den Tag in Linz mit unserer Familie und fahren erst nach Sonnenuntergang los. Über die B3 die Donau entlang und ab Melk auf der A1 erreichen wir um 0:15 ohne besondere Vorkommnisse Wien!

Tageskilometer: 185 km

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Ein zweites Mal Schottland?

Ist eine Reise wert

Das war eine schöne Reise, auch wenn ihr eine Menge Regen hattet. In welchem Monat war das denn? Gerade las ich, dass der Mai der sonnigste und trockenste Monat des Jahres ist. Und zu warm ist es auch noch nicht ;-)

Die Smoo Cave hatte ich damals fast für mich allein. Das war im Juni. Aber inzwischen ist es wohl überall more and more crowded. Euren Artikel dazu über Over Tourism fand ich hoch interessant. Selbst über Norwegen las ich neulich: Stellenweise overcrowded.
Nun, im Mai ist sicher noch alles halb so schlimm.
Jetzt muss ich mal gucken, wie es 2013 war mit euch und Schottland.
Liebe Grüße aus Kiel,
Svenja und Pieps.

Antw.:Ist eine Reise wert

Hi! Tja diese Reise war im Juni 2015. Uns bleibt in Erinnerung der arge Gegensatz zwischen komplett overcrowded und völlig einsam sowie saukalt und brutale Hitze.
Das war eine denkwürdige Reise für uns!

Und die Kälte nördlich ab Ullapool war dann die Motivation, uns für die Nordkap-Reise erstmals ordentlich auszurüsten, also Icebreaker, Heizhandschuhe und Co. Das hatten wir in Schottland noch alles nicht...

Allerliebste Grüße aus Wien!

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zuletzt aktualisiert am 18.3.2024