Osttirol-Südtirol (Mai 2016)

1. Tag: Wien - Lienz/Iselsberg

Es ist kühl mit 12°C, als wir um 10:30 Uhr bei uns zuhause in der Tiefgarage starten. Aber die nächsten 4 Tage soll das Wetter halten, also los! Traditionell nehmen wir unser Frühstück am Semmering ein, also nehmen wir unkompliziert die S6 und sind nach etwa 100 km da. Leider beginnt es während der Pause leicht zu nieseln, aber nicht stark genug, um ins Regengewand zu schlüpfen! Das Leberkässemmerl schmeckt trotzdem...

Um die Mittagszeit geht es dann weiter Richtung Süden, die nächste Tankpause (die haben den besten Kaffee!) machen wir in St. Marein in der Steiermark, kurz vor Judenburg. Wir lieben die sensationellen Kardinalschnitten hier, die tun auch ordentlich Kernöl drauf!

Die nächsten paar Kilometer über Murau sind unspektakulär. Wir kennen jede Kurve, jeden Baum, jeden Stein auf unserer Hausstrecke. Wir eilen, denn wir haben ein besonderes Ziel: Im ältesten Wirtshaus der Steiermark eine Pause machen! Seit 1040 n Chr. werden hier Reisende verköstigt!

Dann weiter, bei Predlitz scharf links die B97 über die 1.795 m hohe Turracher Höhe (die Straße bis zur Passsteigung ist mittlerweile in einem furchtbaren Zustand), die mit spektakulären 23% Steigung wieder ins Tal führt.

Oh, hier liegt noch ziemlich viel Schnee und es ist mit 7°C irgendwie saukalt!

Unten angekommen gehts bei Patergassen scharf nach rechts. Die B88 und später die B98 führt über den bekannten Kurort Bad Kleinkirchheim und Radenthein bis zum Millstätter See. Wunderschön schlängelt sich die Straße durch die grünen Wälder und nicht nur die Kühe auf der Weide und die Gämsen im Gehege erfreuen sich an diesem großartigen Frühlingstag!

Am Millstätter See bei Dellach finden wir einen Imbissstand mit toller Aussicht. Fotopause! Und warm ist es auch geworden, perfekte 20°C!

Irgendwie haben wir nun Hunger bekommen, und daher beeilen wir uns über Spittal an der Drau und die B106 durchs Mölltal gen Westen. Der Imbissstand in Stall hat leider geschlossen, also weiter.

Ein paar schöne Serpentinen hinauf durch Winklern (Fotopause für den Hubschrauberblick zurück ins Mölltal!) und schon sehen wir die schneebedeckten Felsspitzen der Lienzer Dolomiten durch die Bäume durchschimmern.

Das ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn wir das große gelbe Haus "Iselsbergerhof" da unten links sehen und kurz drauf mit einem coolen Stoppie genau vor Sepps Füßen einparken. Oft steht er schon mit einem Begrüßungsschnapserl in der Hand da und wartet auf uns.

Wir lieben die einfachen Zimmer mit der sensationellen Aussicht und das uralte Gastzimmer, wo seit über 90 Jahren Reisende Erholung finden. Das Essen ist deftig und gut und dem Hund Tina (Rufname "Hund"), dem Schmiermax der Extrarasse, gehts trotz seines hohen Alters noch gut. Regelmäßige Ausfahrten in Sepps Beiwagen halten seine Lebensgeister frisch!

Und auch wenn immer wieder "Poser" aus allen Gegenden Europas unter den Gästen sind, sind die Benzingespräch immer lustig und erkenntnisreich! Ein Begrüßungsschnaps startet also den gemütlichen Abend im Motorradwirtshaus. Dass es heute Kasspätzle gibt, ist nur ein weiterer Höhepunkt des heutigen Tages!

Tageskilometer: 406 km

2. Tag: Kleine Dolomitenrunde

Beim Frühstück begrüßen uns sonnige 14°C. Premiumwetter! Perfekt für eine Dolomitenrunde, außerdem ist heute Freitag, da ist vielleicht weniger Verkehr auf den berühmten Motorradstrecken.

Nach dem ausgiebigen Frühstücksbuffet starten wir um 10:30 Uhr los und durchs Pustertal bis Sillian. Dort tanken wir den guten Sprudel, denn in Italien kostet das doch einiges mehr! Über Innichen/San Candido gehts bis nach Toblach/Dobbiaco, zum Beginn der "Strada Statale 51 di Alemagna" (SS 51) durchs Val di Landro. Die gruselig-verfallenen Befestigungsanlagen des "Alpenwalls", die man zwischen den Bäumen erkennt, lassen wir heute links liegen, wir wollen in die Berge. Unser Plan geht auf: wenig Autoverkehr und die vielen Motorradfahrer stören uns ja nicht.

In Cortina d´Ampezzo, wo diese Gruppe deutscher Motorradfahrer schon wieder zusammenwarten muss (warum fahren die als Gruppe, wenn sie sich trotz der neongelben Warnwesten doch dauernd verlieren?), beginnt die Straße auf den Passo di Falzarego. Immer wieder großartig!

Leider zieht der Himmel langsam zu und in Verbindung mit dem Schnee hier heroben wird es deutlich kälter. Auf der Passhöhe droht uns ein deutscher Reisebus die Aussicht zu verstellen, also machen wir schnell Fotos und weiter gehts!

Wir nehmen die Abzweigung zum Passo di Valparola und freuen uns über die hohen Schneewechten am Straßenrand! Das gibt richtig coole Fotos für Mitte Mai!

Leider hat das Museum in der Festung Tre Sassi gerade Mittagspause und zum warten ist es bei 8°C zu kalt. Grau ist es und nebelig, wir entscheiden uns für die Abfahrt und eine Pause in Corvara.

Wenige Serpentinen später biegen wir unten in Stern/La Villa links ab und stoppen die Motorräder vor dem Cafe "Stüa dal Té", mitten in Corvara. Wir können im Gastgarten sitzen und jausnen hervorragenden Toast mit Blick auf den mächtigen Sassongher.

Corvara gehört zu den 5 Gemeinden des ladinischen Sprachgebiets und der nette Wirt, der selbst ladinisch, italienisch und deutsch spricht, erzählt uns die politisch-kulturellen Zusammenhänge dieses mehrsprachigen Gebiets. Nun wissen wir auch, warum uns "Stüa dal Té" so falsch-italienisch vorkam (es sollte doch "Sala da Té" heißen?). Das ist Sella-Ladinisch, also "Maréo", und wird hier von 95% der Menschen als Muttersprache gesprochen. Interessant und spannend!

Am frühen Nachmittag verlassen wir diesen freundlichen Ort und cruisen durchs kurvenreiche Gadertal bis St. Vigil/San Vigilio di Marebbe. Dort gehts scharf rechts und hinauf auf den 1.789 m hohen Furkelpass/Passo Furcia.

Zuerst gemächliche Kurven und später immer rabiatere Serpentinen! Wir wuchten die Transalps langsam Kurve um Kurve den Berg hinauf. Was für ein sensationeller Ausblick und null Verkehr auf dieser für die Dolomiten eher unbekannten Strecke! Der Pass ist übrigens die Grenze zwischen ladinisch- und deutschsprachigen Südtirolern.

Oben angekommen begrüßt uns die ebenso unvermeidliche wie hässliche Ski-Tourismus-Station von Kronplatz/Plan de Corones, die wie eine silberne Raumstation gelandet da steht. Unpassend in dieser unberührten Natur!

Weil es hier doch recht frisch ist, kurven wir die unzähligen Serpentinen wieder hinunter nach Olang und später dann durchs Pustertal zurück bis Innichen/San Candido.

Wir entscheiden uns gegen eine Jause im "Tempele" an der Grenze (die Pizzen hier sind eine Empfehlung!) sondern cruisen gemütlich die paar Kilometer heim zum "Iselsbergerhof". Auch das Lesachtal haben wir ausgelassen, der Hunger war zu groß. Das machen wir morgen.

Wir verbringen dann noch einen extrem chilligen Abend im Wirtshaus, nicht ohne einen Spaziergang durch die 600-Seelen-Gemeinde Iselsberg-Stronach zu machen, die an den steilen Hängen des Iselsbergs liegt, oberhalb von Lienz und gegenüber den steinernen Riesen der Lienzer Dolomiten! Die Aussicht von hier heroben ist einfach grandios!

Tageskilometer: 245 km

3. Tag: Kärnten

Es ist sonnig bei 12°C, als wir um 10:30 Uhr den "Iselsbergerhof" verlassen. Es geht nur 10 km hinunter ins Tal und über Dölsach nach Lavant. Hinter dem Golfplatz ist der Einstieg in die Dolomitenstraße. Knappe 7 km gehts durch den Wald hinauf zur "Dolomitenhütte", einer Hütte wie aus dem Märchenbuch. Aber Achtung, diese einspurige Straße ist wirklich steil und die Serpentinen eng und verschmutzt. Die Anfahrt zu dieser exponiert liegende Hütte ist nix für Anfänger!

Nach diesen Eindrücken gehts weiter durchs Drautal gen Osten. Nach 30 km sind wir in Greifenburg und nun sind es nur ein paar wunderschön geschwungene Kurven über den Weneberg und den Tschabischer bis zum Weißensee in Kärnten. Dieser See ist Naturschutzgebiet und dementsprechend romantisch und teils unverbaut. Zeit für einen Eiskaffee am Ufer im "Senso é Vita", wo wir das südliche Flair genießen!

Später geht es bei sommerlichen Temperaturen die wunderbare B87 durchs Gitschtal bis Hermagor und durchs malerische Gailtal die B111 weiter bis Kötschach-Mauthen. Auf dieser Strecke machen wir viele Abstecher in winzige und ursprüngliche Dörfer an den Hängen der Karnischen Alpen. Der Nassfeldpass/Passo Pramollo ist auf italienischer Seite wegen eines Erdrutsches gesperrt, also lassen wir das heute aus und bleiben in Österreich.

In Kötschach ist der Einstieg ins Lesachtal nach Osttirol. Wir sind diese Straße (B111) schon länger nicht gefahren, also los! Eng, kurvenreich, pittoreske Dörfer, vergessene Almen - das findet man im "naturbelassensten Tal Europas". Leider ist die Straße mittlerweile so schlecht, dass ein entspanntes Fahren kaum möglich ist. Auch drohende Gewitterwolken, die sich am westlichen Horizont aufbauschen, treiben uns an.

Am Kartitscher Sattel beginnt es zu nieseln, es hat nur mehr 13°C. Also schnell die Serpentinen hinunter nach Sillian, wo wir eine kleine Pause (Wurstsemmerl, Cola!) machen.

Nun hält uns nichts mehr und wir brausen die 40 km durchs Pustertal zurück nach Lienz und hinauf zum "Iselsbergerhof". Unmittelbar nach unserer Ankunft beginnt es zu schütten.

Egal! Bei "Tiroler Gröstl" und Benzingesprächen verbringen wir einen extrem gemütlichen Abend und lassen uns auch einige Schnapserl vor dem Haus nicht entgehen, während wir die unzähligen Motorradfahrer grüßen, die die Straße von und zum Großglockner unsicher machen.

Natürlich besuchen wir auch unser Lieblingsbankerl am Iselsberg und genießen den fantastischen Blick über das nächtliche Lienz und den Beginn des Pustertals!

Tageskilometer: 221 km

4. Tag: Lienz/Iselsberg - Wien

Schlimm, wie schnell hier die Zeit vergeht. Nach gewohnt deftigem Frühstück treten wir um 10:00 Uhr bei sonnigen 13°C die Heimreise an. Uns tröstet, dass wir schon in wenigen Wochen wieder am "Iselsbergerhof" sein werden! Wir entscheiden uns heute für das Drautal und genießen die gut ausgebauten Kurven 70 km bis Spittal/Drau.

Wir wollen ein bisschen Zeit sparen und nehmen die A10-Tauernautobahn bis St. Michael im Lungau. So umfahren wir auch den Katschberg-Pass, der wegen größerer Baustellen gesperrt ist. Die Maut für den Katschberg-Tunnel kostet 5,50 € pro Motorrad, das geht in Ordnung.

Kurz vor Tamsweg biegen wir scharf rechts ab und fahren durch das pittoreske Thomatal bis zur B95 Richtung Murau. Weil wir dort immer gut gegessen haben, kehren wir beim "Egidi-Wirt" ein. Doch das Ende des Ortes St. Egidi (wurde 2015 mit Murau zusammengelegt!) bedeutete vielleicht auch das Ende des guten Service in diesem Wirtshaus!

Weil wir nur Kaffee und Torte wollen, werden wir einfach gar nicht bedient: das Wirtshaus ist heute offensichtlich mit der Verköstigung zahlreicher älterer Damen und Familien überlastet. Plötzlich fällt uns ein: Muttertag ist! Heute gilt das Schild "Bikers welcome!" nicht. Hungrig und durstig und ziemlich stinkig fahren wir weiter.

Ein paar schön geschwungene Kurven weiter und 20 km später sind wir in Scheifling. Hunger, jetzt aber wirklich! Die "Bikerbar" ist uns nicht nur wegen zahlreicher Veranstaltungen ein Begriff, die dazugehörende Pizzeria "Casa mia" kocht ausgezeichnet! Wir bekommen ein Premiumessen und schaufeln die Pasta in uns hinein. Die selbstgemachte "panna cotta" ist eine eigene Erwähnung wert!

Ab Scheifling über Judenburg nehmen wir dann die S6 Richtung Wien. Das Wetter wird immer schlechter und die Sonne ist komplett verschwunden. Wir haben unglaubliches Glück und können allen dunkelschwarzen Gewitterwolken ausweichen (einen Regenguss in Kapfenberg sitzen wir in der Raststation aus) und am Semmering rettet uns die Tunnelkette vor dem Unwetter.

Unfassbar, aber wir kommen trotz labil-schlechtem Wetter an diesem Sonntag trocken um 18:00 in Wien an. Fazit: Ein großartiger Muttertagsausflug in unsere Lieblingsregion in Österreich!

Tageskilometer: 406 km

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Thema: Osttirol-Südtirol (Mai 2016)

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zuletzt aktualisiert am 17.4.2024