5. Tag: Møn - Die Insel

An unserem zweiten dänischen Urlaubstag wollen wir die kleine Insel erkunden! Uns ist nicht nach den großen Sensationen wie Møns Klint, Schloss Liselund und Elmelunde Kirche. Die haben wir schon früher mal besichtigt, ganz klar! Heute wollen wir Lieblingsplätze wiedersehen und vielleicht ein bissl was Neues entdecken! Aber zuerst mal Frühstück!

22 wolkenlose Grad, blauer Himmel und Sonnenschein, als wir am späten Vormittag losfahren! Das Frühstück vom Buffet war sagenhaft gut und wir fühlen uns in unserem hübschen Zimmer schon wie zu Hause. Kann es großartiger sein?

Wir haben unsere kleine Karte studiert und einen guten Weg zum Meer gefunden. Wir wollen unbedingt an die Ostsee und dieser Strand wurde uns empfohlen! Wir wohnen am Rv287, der Hauptstraße von Møn, der kürzesten Verbindung zwischen westlichem und östlichem Ende, dem touristischen Trampelpfad.

Heute jedoch geht es schnurstracks in den Norden von Møn. Auf winzigen und oft einspurigen Wegen tuckern wir über weitläufige Felder und sanfte Hügel. Wir kommen durch Orte wie Udby und Spejlsby, die nur aus wenigen niedrigen Höfen bestehen. Pittoreske, schwarzweiße Fachwerk-Häuschen mit dicken Reet-Dächern in grüner Landschaft und dahinter die blaue See! Dänemark "in a nutshell".

Die letzten zwei Kilometer ist der schmale Weg nicht asphaltiert, aber das ist auch mit den Straßenreifen der fremden Miet-Hondas kein gröberes Problem. Nur im tiefen Schotter im Hof von "Torbens Keramikwerkstatt", den wir durchqueren müssen, vermissen wir ganz kurz unsere guten Heidenau K60 Scout, mit denen wir sonst fahren!

Schon wuchten wir unsere Motorräder auf die kleine Böschung, nachdem wir beschlossen haben, mit gemieteten Maschinen besser nicht das Strandfahren zu testen. Es ist sagenhaft schön hier! Links von uns erkennt man den noblen Strand von Ulvshale und bis zum Horizont erstreckt sich die Ostsee. Wir lauschen in die Stille.

Was für eine Ruhe hier herrscht. Wir sehen nur einen Fischer, der seinem Tagewerk nachgeht, sonst sind wir an diesem Montag Mittag die einzigen Menschen in dieser Gegend.

Es ist warm und wir stiefeln ein paar Meter die Wasserkante entlang, bis uns die schwüle Wärme und der faulige Gestank von Was-auch-immer-hier-rumliegt zuviel werden.

Jetzt wollen wir weiter! Über weitere winzigkleine Siedlungen kurven wir querfeldein über Elmelunde nach Borre. Hier braucht man keine Karten und schon gar kein Navi! Die Insel ist klein, flach und übersichtlich. Man sieht kilometerweit vorher, wo man hin möchte. Die berühmte Kirche von Borre kennen wir noch nicht. Die schauen wir uns jetzt an!

Die Kirche steht an der Hauptstraße von Møn und ist nicht zu verfehlen! Was für ein beeindruckend schlichter aber wuchtiger Backsteinbau! Die Größe zeugt vom ehemaligen Reichtum Borres im Mittelalter, als es hier noch massig Hering zu fangen gab. Wir stellen die Hondas in den dürftigen Schatten und stiefeln hinein.

Sakrale Stimmung und eine angenehme Kühle umfangen uns. Wir schauen uns um. Anders als die Elmelunde Kirche ist diese hier äußerst einfach gestaltet. Kein Prunk, kein Pomp, wie wir es aus unseren Kirchen gewohnt sind. Nur je eine Rose für jede Sitzbank. Das holzgeschnitzte Interieur stammt aus dem 17. Jhdt. und auch das typische Schiffchen hängt dekorativ von der Decke. Eine Hommage an die Seefahrer Dänemarks!

Keine Frage, die Kirche von Borre ist von außen beeindruckender als von innen! Wir lesen noch etwas im Folder, den wir aus der Gratisentnahme gezupft haben, während wir im Schatten eine Pause machen. Aber nicht lange, denn wir wollen weiter und jetzt haben wir ein besonderes Ziel!

Voriges Jahr waren wir in Klintholm Havn und es hat uns dort so gut gefallen? Den müssten wir auch ohne Karte wieder finden, oder? Auf gut Glück kurven wir jetzt winzige Straßen entlang Richtung Westen. Es ist so ruhig hier und es sind an diesem Montag auch kaum Leute unterwegs. In Møn ist nichts weit entfernt und schon nach einer Viertelstunde Fahrspaß tuckern wir hinunter zur Südküste Møns. Den Weg kennen wir! Sogar die Alpakas stehen immer noch auf der Weide, bei der wir rechts abbiegen müssen. Wir lieben das Spazierenfahren über die sonnige Insel!

Ohhh, schade! Bereits bei der Zufahrt zur kleinen Marina erkennen wir, dass das coole "Pier to Heaven" heute geschlossen hat. In dieser Filiale der Spezialitätenmacher aus Nyord haben wir voriges Jahr leckere Sandwiches gemampft!

Aber wir sind nur ganz kurz ratlos und schon wuchten wir die kleinen Motorräder herum und rollen zum Mini-Supermarkt, der mit zwei hübschen roten Sonnenschirmen zum Verweilen einlädt. Hier bleiben wir!

Der klitzekleine Shop hat gerade mal das Notwendigste für einen kleinen Einkauf, aber für uns reicht das vollkommen aus. Es gibt Kaffee und Wienerbrød und die Leute sind einfach zu nett! Nur Minuten später sitzen wir gemütlich im Sonnenschein und beobachten die Szenerie in diesem verschlafenen Nest. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier in wenigen Wochen wieder Hochbetrieb in der Fischindustrie herrschen wird!

Wir wissen nicht genau was, aber irgendetwas hat diese hübsche Ecke an sich, dass wir uns so wohlfühlen. Wir wollen bald wiederkommen! Soviel steht fest, als wir wieder auf unsere Motorräder klettern und uns vom Acker machen. Es ist genau 14:00 und wir haben noch einiges vor und außerdem einen besonderen Termin am Abend!

An den gemieteten Motorrädern haben wir richtig Gefallen gefunden! Sie sind gemütlich zu fahren, praktisch, kein Chi-Chi und einfach perfekt für einen kleinen Kurzurlaub! Besonders der kleine Kofferraum der NC750 - dort wo üblicherweise der Tank ist - ist extrem praktisch für Regenzeugs, Einkäufe etc.

Nur weil er ganz in der Nähe ist, besuchen wir noch den Leuchtturm von Møn. Wir haben ein großartiges Bauwerk wie zB Lyngvig Fyr im Kopf, als wir auf einem winzigen Parkplatz neben einem Privathaus bremsen. Wo soll der Leuchtturm sein? Nun, so wie alles auf Møn ist auch dieser Fyr eine Nummer kleiner und steht als niedriger Anbau hinter diesem Häuschen. Der Zugang ist versperrt und wir wollen nicht den Bewohnern durchs Wohnzimmer latschen. Leute, streicht diesen Leuchtturm aus dem Reiseführer! 

Mit uns zufrieden kurven wir nun 35 km gen Westen. Wir durchqueren quasi die ganze Insel der Länge nach und richten uns nur nach unserem Gefühl. Auf Møn kann man nicht verloren gehen! Landwirtschaftliches Gebiet, wohin das Auge blickt und die Felder sind bereits abgeerntet und leuchten sonnenverbrannt in die Nachmittagshitze.

Immer wieder sehen wir das bekannte Zeichen der Margeriten-Route, die offenbar kreuz und quer über Møn verläuft. In der Nähe von Tøvelde biegt Didi plötzlich schwungvoll auf einen kleinen Güterweg ab. Angelika weiß sofort, wohin er will...

Hier haben wir voriges Jahr ein paar Tage gewohnt! Bei Claus und seinem Hundewelpen Armani haben wir uns so zuhause gefühlt und wir waren gestern Abend traurig, als wir sein hübsches Anwesen in Stege beim Immobilienmakler entdeckten. Claus ist weg! Sein liebevoll renoviertes B&B steht zum Verkauf. "Til salg", wie ein großes Schild erklärt, das nun vor seinem Haus in den Boden gerammt wurde.

Wir hatten vergeblich versucht, auch diesmal bei ihm buchen. Was ist wohl aus ihm geworden? Hat er seinen Traum, der durch die Pandemie jäh unterbrochen wurde, endlich wahr gemacht? Hat der Coach und Psychotherapeut, der immer Gastgeber sein wollte, ein kleines B&B in Schottland eröffnet?

Das sind unsere Gedanken, als wir vor dem Häuschen eine Pause machen. Es schaut noch so bewohnt aus. Man erwartet jede Minute den lebhaften Welpen schwanzwedelnd um die Ecke kommen. Hoffentlich geht es Claus und Armani gut! Ach, wir haben die beiden so gemocht.

Ein letztes Mal tuckern wir den kleinen Schotterweg über den Hügel. Auf nach Harbølle Havn! Diese westliche Ecke wurde uns empfohlen und vielleicht finden wir dort den nächsten Kaffee für eine schöne Pause? Nur ein paar geschmeidige Kurven später sind wir da. Aber wo ist da ein Hafen?

Eine weitläufige Baustelle erstreckt sich bis zur Wasserkante und überall gesperrte Zufahrten. So ein Mist! Hier wird komplett umgebaut! Wir haben aus dem Hafen von Klintholm Limonade mitgenommen und die leeren wir jetzt in einem Zug. Ok, dann weiter!

Jeder, der über Stubbekøbing nach Møn kommt, sieht rechter Hand die strahlend weiße Kirche von Fanefjord und wir wollen die schon lange aus der Nähe sehen! In unserem Folder für Møn ist ein Besuch auch dringend empfohlen. Also paddeln wir die Hondas aus dem Staub der Hafenbaustelle und rollen ein paar Felder weiter.

Das massive Bauwerk ist nicht zu verfehlen! Nur einen Wimpernschlag später stehen die beiden Hondas auf dem strahlenweißen Kies, mit dem der sauber geleckte Parkplatz ausgelegt ist. Hier ist alles so ästhetisch und blütenweiß, dass man fast ein schlechtes Gewissen hat, wenn man einen falschen Schritt tut!

Diese Kirche ist wie ein gemaltes Postkartenmotiv einer dänischen Kirche! Die strahlenweiße Fassade, das feuerrote Ziegeldach und rundherum kunstvoll beschnittenes Grün. Fanefjord Kirke ist ein kitschiger Ort, aber das hier ist guter Kitsch! Das gefällt uns sehr! Auch deswegen kommen wir so gerne nach Dänemark. Die Leute hier halten ihre Sachen wirklich in Ordnung.

Motiviert stiefeln wir ins kühle Innere und ... sind sprachlos. Waren wir vor einiger Zeit schon von den Fresken in Elmelunde fasziniert, so ist das hier nochmal eine ganz andere Nummer! Die Wände sind über und über und nahezu lückenlos mit den feinst ziselierten Zeichnungen ausgefüllt! Was für ein Anblick, diese Fülle der Bilder! Ganze Bibelgeschichten aus beiden Testamenten sind hier verewigt und - ja! - der Ausdruck passt gut. Sie sind über 700 Jahre alt und der Elmelunder Künstler ist namentlich unbekannt.

Wir schlendern unter den uralten Comics durch die Kirche und bewundern die Detailgenauigkeit drastischer Darstellungen. Auch die Inneneinrichtung aus einer Flensburger Werkstatt ist sagenhaft dekorativ und auch schon etwa 500 Jahre alt. Was für ein Anblick! Auch wenn man sich für Kirchen überhaupt nicht interessiert und für dänische Kirchen besonders nicht, Leute, diese Kirche sollte man gesehen haben. Besser wirds nicht! (Ok, der Dom in Roskilde, der ist defintiv ein "Must see".)

Als wir mit dem Folder in der Hand Richtung Altarraum schlendern, entdecken wir etwas. Was ist das Hübsches! Oh, hier haben die Jugendlichen aus Møn einen "Friedensbaum" aufgestellt! Ein kleines Schild fordert zum Mitmachen auf und wir lassen uns nicht lange bitten.

Sorgfältig schneiden wir kleine Friedenstauben aus Papier aus, kritzeln unseren Wunsch drauf und hängen das winzige Kunstwerk zu denen anderen auf die Zweige des phantasievollen Baums. Ja, da sind wir abergläubisch! Wir machen bei sowas immer mit, wir zünden Wunschkerzen an, trinken Wunschpunsch in Kirchen, hinterlassen Wunschzettel in Kathedralen wie Lübeck und Assisi, und letzterer ging damals wenige Wochen nach unserer Tour in Erfüllung. Deswegen abergläubisch!

Mit einem Rundgang um die fast 800 Jahre alte gotische Kirche beenden wir unseren Besuch. Das war richtig klasse! Aber jetzt schnell! Wir haben noch einen Termin und es ist schon 16:30 Uhr! Zügig starten wir die Hondas und sind wenige Minuten später wieder bei unserer Unterkunft am Rand von Stege.

Wir haben nur sehr wenig Gepäck mit, aber wir finden noch ein akzeptables T-Shirt und starten los in die Altstadt. Die heiße Theke von Slagter Stig ist eine Empfehlung, aber die war vorgestern bereits geschlossen, als wir etwas Essbares suchten. Also haben wir für heute einen Tisch beim Fleischbuffet reserviert! Wir sind nicht bekannt dafür, beim Essen halbe Sachen zu machen und wir sind neugierig, wie das dort abläuft.

Das Lokal ist gesteckt voll und in angenehmes Licht getaucht. Wir bekommen einen schönen Tisch zugewiesen und eine Erklärung, die wir auf Grund der Sprachbarriere überhaupt nicht verstehen. Wie tut man da? Erst die Beobachtung anderer Gäste erklärt den Ablauf und wir starten los.

Die Fleischtheke ist übervoll mit den feinsten Spezialitäten, an denen wir uns kaum sattsehen können! Man wählt seine Stücke und flugs landen sie perfekt gewürzt auf dem Grill. Zwei Jungs in Kochschürzen bedienen die heiße Platte, während wir Beilagen auf unsere Teller häufen. Die Getränke sind gratis und schon sitzen wir erwartungsvoll an unserem Tisch und sind gespannt, was man uns bringt.

Meine Güte, was für eine Schlemmerei! Den Rest des Abends wandern laufend einige Stücke feinster Fleischerware auf unsere Teller, nur die Sättigungsbeilagen lassen wir irgendwann aus. Irgendwann fällt uns auf, dass wir nie nach einem Preis gefragt haben! Ist das "Butcher´s Evening Buffet" hier "all-you-can-eat"? Oder folgt am Ende eine böse Überraschung? Hält unsere Urlaubskasse?

Wir haben einen wunderbaren Abend bei "Slagter Stig" und letztendlich zahlen wir für die ganze Show knapp 100.-, was uns angesichts dieser Qualität und dieses Angebots nicht viel vorkommt. Viel später ziehen wir glücklich von dannen und gönnen uns im liebgewonnenen Pub "Cafe Anden" noch ein Abschlussbier. Und eine Abschlusszigarette. Was für ein schöner letzter Abend in Dänemark!

Tageskilometer: 100 km

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besichtigungen

also dafür, dass es in dänemark nichts besonderes zu besichtigen gibt, habt ihr aber ganz schön viel gesehen. :-)
dlzg
der rider

Møn, Slagter Stig und die Margheritenroute

Denmark in a Nutshell. Ja, das trifft es genau. Es ist kaum zu erklären, was Dänemark so schön macht, wo da doch keine Superlative zu finden sind, aber eure Reisegeschichte zeigt es auf die wunderbarste Weise. Es ist Erholung für die Seele.
Noch in diesem Sommer guck ich dort mal selbst wieder nach dem Rechten.
Herzlich.
Svenja

Antw.:Møn, Slagter Stig und die Margheritenroute

Das war so ein schöner Kurzurlaub und wir denken darüber nach, im Herbst wieder hin zu fahren. :-)
Liebe Grüße
Geli

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zuletzt aktualisiert am 17.4.2024