Es ist Dienstag, der 23.5. frühmorgens und wir sitzen bei einem schnellen Kaffee am Balkon unserer Linzer Wohnung. Wir werden heute abends nicht in Wien in den gebuchten Autoreisezug nach Feldkirch steigen und wir haben die ersten 180 km unserer Reise schon hinter uns! Das ist auch gut so, denn sie hat sich plötzlich um 700 km verlängert. Was ist geschehen?
Gestern Montag war ein stressiger Tag, denn kurz zuvor hatten wir erfahren, dass unser Autoreisezug nach Feldkirch von der ÖBB storniert wurde. Gleisschäden wegen Unwetter auf der Strecke! Zuerst war der Schreck groß, aber dann hatten wir schnell das Geld zurückgefordert, den Urlaub im Büro um zwei Tage verlängert und Termine umorganisiert. Es war noch viel zu tun aber letztendlich haben wir nach einem guten Frühstück schnell unser Zeug gepackt, uns über die neue Gepäckslösung gefreut und sind los. Unsere jährlich aktualisierte Packliste war dabei sehr hilfreich!

Um 14:00 Uhr haben wir Wien gen Westen verlassen! Einfach unsere normale Wochenendstrecke über die B3 das Donauufer entlang.

Eine kleine Pause beim "Ötscherblick" und ein kurzes Abendessen mit unserem Sohn und seiner Lebensgefährtin gingen sich auch noch aus. Es war ein heißer Tag mit durchgehend 32°C und wir haben abends noch unsere verschwitzte Funktionswäsche gewaschen, damit wir mit sauberem Zeug unsere Tour beginnen...
Aber zurück zu heute! Linz, 9:00 Uhr, dunkle Wolken, 24°C. Didi schlüpft in sein Regengewand, Angelika probiert es gemütlich ohne. An unsere Strecke haben wir keine besonderen Ansprüche. Wir müssen nur die halbe Distanz bis Lörrach schaffen, weil uns der Zug heute Abend im Stich lässt.
Unspektakulär starten wir über die A1-Westautobahn und weiter über die A8-Innkreisautobahn Richtung Bayern.

Eine öde Fahrt, auch weil uns der Schwerverkehr massiv auf die Nerven geht. Wir sind kaum 25 km gefahren, als unvorbereitet ein heftiger Regenguss niedergeht. Angelika schafft es gerade noch, am Straßenrand in ihr Regenzeug zu schlüpfen aber das bringt nicht mehr viel. Auf der Fahrbahn steht das Wasser und die Sicht liegt bei Null.
Sie wirft bei einer anonymen Raststation schnell Anker und flüchtet ins Trockene. Himmelherrgott! Wieso regnet es in den 700 EUR-Helm ungebremst hinein, nur weil die überholenden Autos kübelweise Wasser ´rüberschütten?! So ein Mist!
Doch nur wenige Augenblicke später ist der Spuk vorbei, die Fahrbahn trocken und die Sonne kommt wieder heraus. Was war das denn?! Wir können noch nicht wissen, dass dies für die nächsten drei Wochen der einzige Regen während der Fahrt gewesen sein wird ...
Um 11:30 Uhr haben wir die österr.-deutsche Grenze bei Braunau erreicht. Traditionell frühstücken wir fette Leberkässemmerl, die uns bei dieser Tankstelle in besonders guter Erinnerung sind. Es war keine entspannende Fahrt, obwohl das hügelige Hausruckviertel eigentlich sehr hübsch ist. Zu viel Schwerverkehr brauste über die Autobahn und wir mussten oft richtig aufpassen. Im Ernst, es machte keinen Spaß!
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Es ist unangenehm warmfeucht und das Motorradzeug klebt auf der Haut. Aber wir trauen uns nicht, das Regenzeug loszuwerden, der Himmel und auch diverse Wetter-Apps schaffen kein Vertrauen! So rollen wir um die Mittagszeit über die kleine Innbrücke rüber nach Deutschland.
Da zwischen uns und unserer Unterkunft noch der Großraum München liegt, wagen wir keine Experimente sondern bleiben auf der A94. Hoffentlich finden wir dort die Nordumfahrung, sonst wird es verkehrstechnisch düster! Es ist unglaublich was da heute auf den Straßen los ist. Außerdem schwitzen wir ziemlich, denn es hat mittlerweile gut 28°C!
Geschafft! Wir tuckern mit gelangweilten 80 km/h rund um München. Angelika studiert während der Fahrt die Karte, welche Ausfahrt im Westen wir wählen sollen. Letztendlich entscheidet sie sich für "Germering" und prompt verfahren wir uns ziemlich. Meine Güte, wo gehts hier weiter? Googlemaps muss helfen und Minuten später bollern wir auf der A96 weiter.
Hey, da ist Landsberg am Lech! An diesen Ort haben wir schöne Erinnerungen. Wir hatten vor drei Jahren am Weg in die Bretagne hier eine wunderbare Übernachtung und einen schönen Kaffee am hübschen Hauptplatz. Doch heute fahren wir weiter, allerdings nur, um wenige Augenblicke später eine Pause zu machen. Wir sind müde vom starken Verkehr, der einfach nicht nachlassen will!
Wir mampfen gerade beim Autobahnrasthaus "Lechwiesen" saftige Sandwiches, als es überraschend finster wird. Dunkle Wolken ziehen auf und sie ziehen schnell! Obwohl wir immer noch ins Regenzeug schwitzen, wollen wir eine Unwetterfahrt vermeiden und brechen überstürzt auf. Noch 25 km bis zur Unterkunft im Unterallgäu!
Das Gewitter hat sich verzogen, als wir um Punkt 15:30 Uhr den Code in den Schlüsselsafe tippen und die Türe zu unserem Zimmer aufspringt. Die Ziffern haben wir wenige Stunden zuvor erhalten und wir fragen uns, ob das die Zukunft touristischer Übernachtungen ist? Es ist ja praktisch, aber schon sehr, sehr unpersönlich...

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, latschen wir noch ins Einkaufzentrum, das wir vorhin entdeckt haben. Der Kaffee ist gut und die Nussecken sogar sehr lecker. Schön ist es hier nicht, aber wir machen das Beste daraus!
Und weil Pfarrer Kneipp hier in Bad Wörishofen gewirkt hat (oder eigentlich weil wir ein wenig angeschlagen sind), kaufen wir von ihm noch sehr gutes Zeug gegen Rücken. Immerhin machte der berühmte Pfarrer das kleine schwäbische Nest zum Kurort und schon im 19. Jhdt vertrauten Abertausende seinem Wissen.
Spät abends kochen wir in unserem Zimmer noch Spaghetti und dazu gibts ein leckeres Oliven-Pesto, das unser Sohn aus Zypern mitgebracht hatte. Wir sind schon den zweiten Tag unterwegs und gehen heute früh schlafen. Es war - ohne besondere Ereignisse - ein anstrengender Tag. Ein letzter Blick auf die Uhr: Genau jetzt wäre der Autozug in Wien losgefahren...
1./2. Tageskilometer: 503 km
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