4. Tag: Camp Hautoreille - Sermoyer

Wir haben tief und fest geschlafen, als um 7:15 Uhr der Handywecker losschrillt. Der vortags aus dem unbewohnten Nachbarzelt geborgte Heizlüfter hat dabei geholfen, denn es ist in der Nacht richtig kalt geworden. In Windeseile packen wir unser Zeug zusammen, es ist bald 8:00 Uhr, Frühstückszeit! Eine schnelle Katzenwäsche muss jetzt genügen!

Trotzdem ist es schon 8:30 Uhr, als wir eilig quer über den noch verschlafenen Platz ´rüber zum Campingrestaurant stiefeln. Schon von weitem sehen wir Svenja in die selbe Richtung latschen. Während wir "zuwenig Schlaf" gewöhnt sind, war die Nacht für die passionierte Frühaufsteherin bei weitem zu kurz. Angelika steckt einen strengen Blick und eine liebevolle Rüge ein: Es. Ist. Zu. Früh.

Doch unsere Freundschaft hält sowas längst aus und spätestens als die wärmende Sonne ´raus kommt, sind wir alle wieder so redselig wie immer. Monsieur Ben hat ein liebevoll angerichtetes Frühstück vorbereitet und wir essen, trinken Kaffee und reden, bis die Zeit zum Aufbruch mahnt. Wir alle haben das Gefühl, dass die Frankreichtour erst heute offiziell beginnt!

9:30 Uhr. Eine letzte feste Umarmung, ein letztes "Fahrt vorsichtig!" und "Pass auf dich auf" und schon startet Svenja mit ihrer neuen schicken "Leider immer noch keine Enduro"-Honda ihre Reise Richtung Park Morvan. Obwohl die gemeinsamen Camp-Tage für uns alle ein Höhepunkt sind, fahren wir keine Touren gemeinsam. Zu unterschiedlich sind die Skills und Bedürfnisse!

Wir brauchen noch ein wenig Zeit, um das Zelt aufzuräumen aber eine Stunde später winken auch wir Ben und Caroline "Au revoir!" Bis in drei Wochen, ihr lieben Leute!

Wir rollen aufmerksam an der Festung Langres vorbei und schwören uns, in drei Wochen die Altstadt zu besichtigen. Keine Ahnung, warum wir das noch nie geschafft haben? Unser heutiger Plan ist, die Großstadt Dijon östlich und großräumig zu umfahren. Eine nicht unkomplizierte Aufgabe, wenn alle Straßen ins Stadtzentrum zu laufen scheinen! Wir nehmen die Schnellstraße D67 nach Champlitte.

Eine schmale Departmentstraße führt uns in unbewohnte Gegend. Wir mögen die Weite der Landschaft, die unendlichen Ackerfelder und die vereinzelt dem Wetter trotzden Bauernhöfe! In gemächlichem Tempo - hier sind maximal 80 km/h erlaubt! - schwingen wir durch das Départment Côte-d´Or, ein Teil des Burgund. Die Einteilung Frankreichs in Regionen, Bezirke und Gemeinden, Kantone und Arrondissements hat sich uns nicht gänzlich erschlossen!

In Saint-Seine-sur-Vingeanne, hier sind alle Orte nach dem kleinen Bächlein benannt, umrunden wir eine alte Festung. Auch die denkmalgeschützte Kirche steht nicht erst seit voriger Woche da. Wir wundern uns wiederholt über die Wuchtigkeit dieser Bauten, die so gar nicht einer 300-Seelen-Gemeinde entsprechen.

Kurz nach dem Dorf stoppt Angelika abrupt am Straßenrand! Was war das für eine hübsche Burg da hinten links? Didi zückt den kleinen Feldstecher, den wir seit Neustem in unseren geliebten Sturzbügeltaschen mitführen. Für alle Fälle, wie zB Murmeltiere in den Alpen und sonstige Sehenswürdigkeiten in der Ferne. Wir erkennen, dass zahlreiche bunt gekleidete Menschen in der Burg umherlatschen und Wiki gibt Auskunft: Wir gucken auf das Château de Rosières!

Zeit, die kleine Drohne auszupacken, die wir seit kurzem unser Eigen nennen! DJI hat was für uns entwickelt und wir haben das Ding zuhause schon ausgiebig getestet. Wir positionieren uns am Straßenrand, Burg im Hintergrund und los gehts! Der Handflächenstart gelingt gut und wir haben mächtig Spaß, die Neo rund um uns fliegen zu lassen. Das werden sicher schöne Fotos!

Zahlreiche Kreisverkehre zwischen unendlichen Weizenfeldern später haben wir Pouilly-sur-Saône, Genlis und Palleau hinter uns gelassen. Der ambulante Espresso in einer ungastfreundlichen Straßenpizzeria kurz vor Genlis hat uns nicht begeistert und wir sind nicht lange geblieben. Vermutlich hat man um 14:00 von uns die Bestellung eines ausgiebigen Menüs erwartet?

Es ist schwülwarm bei 22°C und wir sind froh über jede längere Baum-Allee, die Schatten auf den Asphalt wirft. Baumreihen an Bundesstraßen - auch etwas, was dem Sicherheitsgedanken in Österreich längst zum Opfer gefallen ist. Bevor man Raser mit Geschwindigkeitsbeschränkungen stört, fällt man lieber die Bäume

Wir sind schon viel zu lange ohne schöne Kaffeepause! Die Straßen sind eintönig und schnurgerade geworden und die weiten Ebenen langweilen uns ziemlich. Sämtliche Dörfer sind aus grauem Stein, aber nicht auf die romantische Art. Die Häuser sind flach, schmucklos und bestenfalls schmutzig-sandfarben gestrichen. Es ist 15:30 und wir finden einfach keine Bar-Tabac oder ein Café! Zumindest keines, das die Zeiten überdauert hat...

Das Einkaufszentrum da rechts kommt wie gerufen! Angelika hat zwischen den Bäumen einen kleinen Imbiss entdeckt! Wir kurven zwischen Reifenhändlern, Supermärkten und Werkstätten zum Parkplatz. Die "Boulangerie Moulin de la Bresse" wird mit ihren wackeligen Plastiksesseln dem hochtrabenden Namen kaum gerecht, aber die Backwaren sind nicht nur wunderschön, sondern auch köstlich und wir kommen endlich mal aus den verschwitzten Motorradjacken.

Etwas später und nach einigen saftigen Mini-Quiches an Kaffee aus dem Pappbecher rollen wir durch Ouroux-sur-Saône und müssen dringend tanken. Wir brauchen auch noch Jause für abends, denn heute ist Selbstversorgung angesagt und wir haben nur mehr 20 Fahrkilometer! Was für ein Glück, dass wir in dem lieblosen Ort ein kleines Industriegebiet entdecken. Schau mal da ´rüber! Neben der Tankstelle ist so etwas wie ein Bauernmarkt versteckt!

Wir versorgen unsere Transalps und parken genau vor dem "Tout un Fromage", das mit allerlei Spezialitäten und "Ausverkauf" wirbt. Drinnen herrscht buntes Chaos aus Käse, Würsten, Gemüse und zubereiteten Leckereien im Glas. Wir tragen ein schweren Papiersack ins Freie, voll mit Trostkäufen über diesen doch ziemlich öden Fahrtag.

Es ist sehr warm geworden, als wir in Sermoyer ankommen und in der 700-Seelen-Gemeinde erst nach einigen Schwierigkeiten und ziemlich entnervt unser Privatzimmer finden.

Wir werden von lärmenden Kindern, aufdringlichen Haustieren und einem sehr entspannten Papa mit Schlapfen und Dutt gastfreundlich empfangen. Den Abend verbringen wir mit Wäsche waschen, jausnen und mit steigender Verzweiflung vergeblich ein wenig Ruhe suchen. Der Grillrauch der Familie zieht währenddessen direkt in unser winziges Zimmer.

Wir sind hier nicht glücklich und wünschen uns nach Hautoreille zurück...

Tageskilometer: 225 km

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Es gibt so Tage...

Danke

für den schönen Stimmungsbericht zwischen Käseshop und Kaninchen!
LG TinA

Chambres d'hôtes

Das gemeinsame Frühstück in Hautoreille war ganz wunderbar, ein guter Start in den eigentlichen Urlaub, so hab ich das auch empfunden. Jetzt gehts erst richtig los, davor war Anreise.

Das Burg-Foto mit der Neo ist euch gut gelungen. Eine prima Erweiterung der fotografischen Möglichkeiten. Ich hab mir extra einen Merker gemacht, die in Zukunft häufiger einzusetzen. Mitunter vergess ich die noch.

Die lokalen Bar-Tabacs, Cafés und Boulangerien sind weniger geworden in den vergangenen zwei Jahren. Das ist mir auch aufgefallen. Was ist da los? Arbeitskräftemangel? Corona? Sehr schade, jedenfalls.

Die Auslagen der Bäckereien sehen umwerfend gut aus. Wie gerne hätte ich in den dicken Windbeutel gebissen, der dort wohl Choux Chantilly heißt? Da können sich unsere Bäcker in Kiel einiges abgucken, da gibt es überwiegend die immer selben Blechkuchen der BÄKO eG in Rendsburg. Nur noch eine Schicht frische Sahne drauf und fertig ist der Kuchen. Das können die Bäcker in Frankreich besser.

Aber sag mal, was war denn das mit der Unterkunft mit - ungewolltem - Familienanschluss? Schon sehr ungewöhnlich. War das so ein Chambres d'hôtes, ein französisches Bed & Breakfast? Und wäre man ohne gute Französischkenntnisse zurechtgekommen? Ich frag für eine Freundin, die sonst immer zeltet...

Herzlich.
Svenja

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zuletzt aktualisiert am 18.8.2025